APG.16:25-34

"Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Die Mitgefangenen hörten ihnen aufmerksam zu. Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben, das die Grundmauern des Gefängnisses erschütterte. Alle Gefängnistüren sprangen auf, und allen Gefangenen fielen die Fesseln ab. Der Gefängnisaufseher fuhr aus dem Schlafe empor und eilte herbei. Als er die Gefängnistüren offen sah, glaubte er, die Gefangenen seien entflohen. Da zog er das Schwert und wollte sich das Leben nehmen. Aber so laut er konnte, rief Paulus ihm zu: "Tue dir kein Leid an! Wir sind ja noch alle hier." Da rief jener nach Licht, stürzte damit zu der Zelle und fiel zitternd dem Paulus und Silas zu Füßen. Dann führte er sie hinaus, nachdem er die übrigen Gefangenen wieder in sichern Gewahrsam gebracht hatte. Hierauf wandte er sich an die beiden mit den Worten: "Ihr Herren, was muß ich tun, um gerettet zu werden?" Diese gaben ihm zur Antwort: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus Rettung finden." Nun verkündeten sie ihm und allen seinen Hausgenossen das Wort Gottes. Da nahm er sie noch in derselben Stunde der Nacht mit sich, wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich sofort mit all seinen Hausgenossen taufen. Danach führte er sie in seine Wohnung hinauf, ließ ihnen den Tisch decken und war mit seinem ganzen Hause voll Freude darüber, dass er den Glauben an Gott erlangt hatte."



Man stelle sich vor, liebe Gemeinde, da werden zwei rechtschaffene Männer, die überaus bemüht waren Gutes zu tun und der Wahrheit zu dienen, ins Gefängnis gesperrt. Nicht genug damit, wurden sie fixiert und ihre Füße in den Block gespannt!

Unrechtmäßig beschuldigt, gedemütigt, ausgepeitscht, ins Loch geworfen und gefesselt! Und was machten Paulus und sein Bruder Silas? Sie beteten und lobten Gott.

Was ist das für ein Glaube? Wie kann man solche Kraft in dieser Situation haben? Sie hielten sich unbeirrt an Gott. "Die Mitgefangenen hörten ihnen aufmerksam zu."

Wir hören oder lesen dies, liebe Geschwister und... wir glauben zu verstehen. Spätestens dann, wenn es heißt: "Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben, das die Grundmauern des Gefängnisses erschütterte", ahnen wir die Ungewöhnlichkeit dieser Geschichte. Und wie reagieren wir darauf?

Wir verleihen womöglich diesen und anderen biblischen Ereignissen den Rang von Märchen und halten sie für wundervolle Geschichten aus alter Zeit...

Aber mit welchem Recht, so frage ich, bewerten wir so? Gibt es denn heutzutage keine zu Unrecht beklagte und eingesperrte Mitmenschen? - -Und dann das Wunder! Ist Gott, derselbe Gott, heutzutage kein Gott der Wunder mehr? Wenn Ihn aus unserer Zeit Bitte, Flehen und Lobpreis erreichen, sollte Ihn das nicht mehr beeindrucken?

Mag sein, dass die Gefangennahme, wie sie damals abgelaufen ist, Uns eine Identifizierung damit sehr schwer macht, - weil wir halt keine Glaubensverfolgten sind und unser Rechtssystem wahrscheinlich vorsichtiger oder anders mit Anklagen und Fehlbeschuldigungen umgeht.

Doch wie es äussere Gefängnisse gibt, gibt es auch innere. Es geht, meine Lieben, um alles was uns die Freiheit nimmt, es geht um das, was uns die Luft zum Atmen nimmt, was das Herz abdrückt, was unlösbar scheint oder ungemein deprimierend ist. Wer von uns hat in sich keine Gefängnisecke, in welche man sehr schnell, unversehens aber auch durch Unvorsicht hineingeraten kann?! Ängste sind solche Zellen, deren Enge und Dunkelheit uns bedrücken oder sogar bewegungslos erstarren lassen. Dann sind wir Gefangene unser selbst und es ist egal, wer oder was das angerichtet hat.

Doch sprechen wir von der Befreiung, von der Lösung, vom Ausweg aus

jeglicher Bedrängnis!

Es ist und bleibt der beste Weg: sich an Gott zu wenden, und zwar mit allen seinen Nöten.

Sich im Gebet und in Lobpreis an Ihn, den Höchsten zu wenden, ist immer richtig.

Doch manchmal neigt man zur Frage: Warum hilft Er mir denn nicht?

Zum einen sei gesagt: Gott hilft immer, doch nicht immer dann wenn wir

das erwarten und nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Aber, so

frage ich wieder, wer hat denn nun den totalen überblick? Wir oder Gott?

- Vertrauen ist angesagt, unbedingtes Vertrauen.

Geduld ist angesagt, manchmal sogar große Geduld.

Gott der Herr prüft uns über das, was uns unter die Haut geht. Er lotet gewissermaßen unsere Stärke - und zwar die des Glaubens, aus. Oder es ist etwas von uns wieder gutzumachen - etwas glatt zu machen. Willst du etwas glatt machen oder in Schuld bleiben?!

Wenn wir als Kind die ausgestreckte Hand unseres Vaters nahmen und uns von ijm führen ließen, dann vertrauten wir ihm, unbedingt. Wohin auch der Weg ging und er uns führte, wir vertrauten ihm und gingen ohne Wenn und Aber mit. Er würde uns doch nie schaden.

Seid wie die Kinder. Dieses kindhafte Vertrauen möchte Gott haben und genau dieses Gemüt befreite damals Paulus und Silas.

Eine solche Kraft bewirkt sogar, dass Gefängnismauern erschüttert werden, Türen aufgesprengt werden, so genannte Wunder geschehen. Die wahre Überzeugung beweist sich im Sturm und nicht bei Windstille! Keiner erlitt Schaden, damals, keiner. Wenn Gott etwas regelt, ist~s für alle gut. So wandelte sich der Gefängnisaufseher zu jemand, der seine Rettung in Jesus Christus finden durfte und deshalb voller Freude ein Freudenfest veranstaltete.

Niemand ist ausgeschlossen von solcher Freude berührt zu werden; kein Gefängnisaufseher oder Schließer, kein Finanzbeamter oder Zöllner, kein Wissenschaftler, kein Nachbar, kein Sünder und erstrecht nicht ein Suchender.

Freilich, nicht immer verläuft eine Befreiung - zumal eine innere Befreiung - so spektakulär wie damals die der Apostel. Doch drehen wir uns doch mal für einige Momente um und blicken auf unsere Lebensstrecke zurück!

Gab es da nicht auch verheerende Situationen - ausweglos scheinbar,

fürchterlich?!

Und?

Wir leben noch - vielleicht mit Schrammen und Wunden, aber wir sind letztendlich viel erfahrener und stärker daraus hervorgegangen. Dann brauchten wir diese Erfahrung, und wieder ist es nicht unbedingt erforderlich, dass wir alles erklären können. Gott versteht es, denn wie gesagt - Er hat den totalen Durchblick und die Basis all Seines Duldens ist die Liebe! Dies sollten wir niemals vergessen.

Gott schaltet und waltet. Und wenn wir in einem dunklen Tunnel sind, führt uns Christus wieder ans Ende dieses Tunnels und damit ins Licht.

Wunder haben viele Facetten, viele Formate und erfassen uns oft so geschickt und sanft, dass wir sie als solche einfach nicht erkennen.

Was deshalb in deinem Leben auch geschieht, ob du Recht oder Unrecht erlebst, Licht oder Schatten in deinem Herzen sind, ob du begreifst was geschieht oder nicht - vertraue der Liebe Gottes, der Liebe zu dir. Deshalb wende dich an Ihn, dem Befreier, dem Kraftspender, dem, der alles wieder richtet. Paulus und Silas, diese beiden Gottesdiener, sie dachten so und deshalb lobten sie den Herrn in lauten Gebeten. Daraus können wir lernen. Gott sei mit euch. Amen.