Jak. 3:5-13 

So ist auch die Zunge nur ein ganz kleines Glied des Körpers und kann sich doch rühmen. Gewaltiges vollbracht zu haben. Seht ferner, wie klein ein Feuer sein kann und wie groß der Wald, den es in Brand setzt! Auch die Zunge ist ein solches Feuer. Sie birgt eine weltvoll Unheil in sich. Sie erweist sich als dasjenige unter unsern Gliedern, das den ganzen Leib mit Brandflecken bedecken kann.
Sie wirft die Brandfackel zwischen die  Speichen  des Schicksalsrades der Völker und holt sich ihren Brennstoff aus dem Höllenpfuhle. Jede Art der vier füßigen Tiere, der Vögel, der Schlangen und Seetiere wird durch die Kraft des Menschen gebändigt und ist stets von ihr gebändigt worden. Doch kein Mensch vermag die Zunge eines
andern zu bändigen. Sie kann zu einem zügellosen, unheilvollen Ding werden,  das  mit  tödlichem  Gift   angefüllt  ist.
Andererseits ist sie es, mit der wir den Herrn und Vater loben und preisen. Aber auch wieder fluchen wir mit ihr den Menschen, die nach dem Ebenbild desselben Gottes geschaffen sind. Segen  und Fluch -  beides  strömt aus demselben Munde. So etwas dürfte nicht vorkommen, meine Brüder. Läßt denn irgend eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervorströmen. Keine Quelle kann zu gleicher Zeit eine Süßwasserquelle und eine Salzwasserquellle  sein. Oder kann etwa,  meine Brüder,  ein Feigenbaum Oliven tragen oder ein Weinstock Feigen?
Wer von euch als weise und einsichtsvoll gelten will, der möge in aller Bescheidenheit, wie sie der Weisheit eigen ist, die Werke vorzeigen, die seiner Bekehrung entspringen."


Predigt:

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, das sind Worte, denen sich keiner, der sich des gesprochenen Wortes bedient, entziehen kann. Über unsere Zunge fließen die Worte so, wie sich die guten Werke aus unseren Händen ergeben. Worte, meine Lieben, sind ausgesprochene Gedanken und Gedanken wiederum entspringen unserer geistigen Einstellung! Wir sprechen also so, wie wir denken und was wir denken, fassen wir zu Überzeugungen zusammen. Und genau das hat etwas mit unserem Christsein zu tun. Leben wir denn unsere Überzeugung vom Glauben? Sind wir überzeugt von unserem Weg?
Sind wir von Gott überzeugt und dessen Einrichtungen und Plänen? Wie sehr sind wir überzeugt, die Spuren Jesu Christi auszufüllen? Sind  wir wirklich immer überzeugt von dem, was wir da reden? Geben unsere Worte, unsere Aussagen, Behauptungen und Meinungsbilder tatsächlich unsere Gefühle wieder?
Wenn wir es ernst nehmen mit dem Wort, wenn wir ernstgenommen werden wollen, dann müssen wir uns solchen Fragen stellen. Denn - ja - das Wort kann Gewaltiges vollbringen. Selbst das Allergewaltigste entstand durch das Wort. Am Anfang stand das Wort. "Da sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht." So steht es im ersten Buch Mose.
So wichtig, wie Gott das Wort ist, so wichtig hat das Wort uns zu sein, denn die meisten Verfehlungen dürften durch Gesagtes entstanden sein und entstehen!

Wie oft mögen wir alle hier schon durch das falsche Wort einen kleinen oder größeren Brand ausgelöst haben?! Es ist schnell etwas gesagt, es geht uns manchmal allzu flott etwas über die Lippen, was dann nur schwer zurückzunehmen ist oder großen Schaden anrichtet. Da wir alle für unser Wort im Verantwortung  - gewissermaßen in Haftung stehen, möchte uns der heutige Bibeltext vor Unheil, welches wir zu vertreten haben, bewahren.
Also ist diese Mahnung ein gutmeinendes Wort, dem  wir Gehör  schenken sollten.
Manchem von uns ist die besondere Überzeugungskraft gegeben und wort- und stimmgewaltig nutzen wir diese Begabung. Gleichwohl kann dies zum Heil oder Unheil des Anderen dienen, doch wie auch immer, haben wir, als Wortgeber, die Ergebnisse unseres verbalen Wirkens zu  verantworten.
Manche kennen die flaxe Mahnung: "Vor Gebrauch des Mundwerks Gehirn einschalten!" Um in der Würde der Predigt zu bleiben könnte es für uns heißen: "Vor Gebrauch des Mundwerks das Herz einschalten!", denn Worte, sie können verletzen und Lawinen auslösen, unter denen man begraben werden könnte.
Es ist erst einige Jahrzehnte her, dass aufpeitschende Worte wie "Brandfackeln zwischen die Speichen des Schicksalsrades der Völker" geworfen wurden und die Welt brannte! Doch es gibt viele Brennstoffe "aus dem Höllenpfuhle" und manchmal, manchmal geht es um unsere kleine Welt, die unseres Lebenskreises, die droht im Feuer häßlicher Aussagen unterzugehen! Da ist die Beleidigung eines anderen Menschen, die spitze Bemerkung über Kollegen, die Häme anderen gegenüber, die glatte Lüge und Falschbehauptung, der Meineid und das falsche Versprechen. Oh, es gibt ein schier unerschöpfliches Repertoire an Möglichkeiten, sich und andere unglücklich zu machen.
Vor allem Verleumdungen und verlogene Anklagen sind wie Stroh, das man in den Wind wirft und dann, wenn einem die Reue packe oder es aus sonstigen Gründen wieder gutgemacht werden soll, vermag man dieses Stroh nicht mehr vollständig einzuholen! Oh weh! Vor Gott aber, das dürft ihr glauben, geht nichts verloren und Er sammelt ein, was wir leichtfertig und vielleicht sogar böswillig ausgeworfen haben  - und dann, dann wird gegen dich gezählt, was deine Worte anrichteten.
"Kein Mensch vermag die Zunge eines anderen zu bändigen", so haben wir vorhin gehört. Doch einer, der kann die Zunge bändigen: Jeder selbst kann seine Zunge bändigen! Disziplin, genauer Rededisziplin ist gefragt, Selbstkontrolle, Überlegung und... ein Fundus, der es uns schwer macht, Unwürdigkeiten von uns zu geben! Es ist unser Glaube, das Rechttun-Wollen, die Achtung vor dem anderen und der Wille zur Nächstenliebe, was unsere Worte zu Wohltaten formt,  was streichelt,  tröstet,  ermutigt, bestätigt oder... das Wort zurückhält  - weil Schweigen oft mehr als alles Reden ist.
Schützen wir uns also vor inneren Brennherden, indem wir Friedfertigkeit, Harmonie und Toleranz in uns aufbauen. So, wie der Mensch das Produkt seiner Gedanken ist  - was schon Seneca, der römische Dichter und Philosoph wußte, so sind die Worte die Produkte unseres Innenlebens, wie ich meine.
Schützen wir uns jedoch auch vor den äußeren Brennherden, den Anreizen, Provokationen, Streitpunkten und zänkischen Herausforderungen! Wie kannst du dich schützen? Durch eine sehr wirksame Tugend: Abwehr!
Dreh dich um, wenn du gereizt werden solltest. Höre weg  - wer sagt, dass du auf jedes Wort reagieren mußt? Verwahre dich ruhig gegen eine Betextung, die dir nicht gefällt und dir unchristlich erscheint. Und du selbst? Frage dich:  Wie hätte Jesus gesprochen, was hätte er sagen können? Wenn du dir diese Fragen stellst, dann wird in dir eine Antwort sein - versuche es.

Gott lässt uns eben nicht alleine mit den Möglichkeiten dieses "ganz kleinen Gliedes unseres Körpers" und deine Worte sollen dir zum Segen gereichen. Das möchte Gott.
Und wenn du einmal aus der Reihe bist, wenn du für die Situation keine Worte  findest,  wenn  es  dir vor  Schreck oder Angst  die Sprache verschlagen hat, dann erinnere dich an das mächtigste aller Wörter und rufe es laut oder leise, ganz wie  du  willst; dieses Wort heißt HALLELUJA!

Dieses Halleluja ist der Lobpreis Gottes und der Siegesruf Jesu Christi gleichzeitig. Es vermittelt dir unvermittelt das Gefühl der Zugehörigkeit zu dem, dem wir zugetan sind: Christus, Jesus Christus. Und es ist auch geistig wie ein Leuchten und da Engel eine gewaltige Macht sind und auch sie diesen Ruf unablässig erschallen lassen, wie es uns die Offenbarungen des Johannes berichten, sind es Ausdrücke heiliger Kraft. Gut genug also auch für uns und tauglich, jede Situation zu retten und für uns zu verbuchen. Auch hier sage ich. versuche es.
Immer dann, liebe Gemeinde, wenn ich das Gefühl und Bedürfnis habe, gerade jetzt, in diesem Moment, etwas Gutes, Brauchbares, Gottgefälliges tun zu wollen, dann bediene ich mich des Gebetes, eines kleinen Gebetes vielleicht. Und doch sind es Worte,  die immer und zu jedem Augenblick richtig gesetzt sind. Und das Gebet ist eine Brücke, die ich soeben baue und die das Wohlgefallen Gottes findet.
Wie wunderbar, dass wir das Wort haben   - nutzen wir es, lasset uns beten...