Jak.3:13-18

"Wer von euch als weise und einsichtsvoll gelten will, der möge in aller Bescheidenheit, wie sie der Weisheit eigen ist, die Werke vorzeigen, die seiner Bekehrung entspringen. Tragt ihr aber bittern Neid und Feindschaft in eurem Herzen, dann tuet nicht nach außen so groß mit eurem Christentum und lüget nicht so schmählich der Wahrheit ins Gesicht! Eine solche Art von Weisheit würde wahrlich nicht von oben her stammen, sondern sie wäre eine auf der Erde gewachsene, eine von  den niedern  Leidenschaften eingegebene, eine teuflische Weisheit. Denn wo Neid und Feindschaft herrschen, da ist Unfriede und alles sonstige Unheil.

Die Weisheit jedoch, die von oben stammt, zeigt sich vor allem in einer lautern Gesinnung; sie macht ferner den Menschen friedfertig, milde, gehorsam, reich an Erbarmen und andern guten Früchten; sie befreit von Zweifelsucht und Heuchelei. Der Samen, aus dem als Frucht die Feundschaft Gottes hervorkommen soll, kann nur in den Garten des Friedens gesäht werden und ist nur für die bestimmt, welche die Werke des Friedens vollbringen."


Predigt: 

Liebe Brüder und Schwestern, in einer Zeit, in der es kommod ist, auf seinem Standpunkt zu beharren und weise daherzureden, kommt unsere heutige Lesung zu besonderer Bedeutung! In einer Zeit, in der Einsichtsfähigkeit klein geschrieben wird, braucht es diese Worte.
Wer möchte heutzutage nicht als weise gelten. Beinahe jeder meint, seine Sicht der Dinge träfe den Kern der Wahrheit und die Gefahr ist groß, sich in dieser Einstellung mit Herz und Wort gegen jeden Meinungsgegner zu stellen.
Die Lesung an sich ist weise!; denn sie rät dem sog. "Weisen", in aller Bescheidenheit jene Werke vorzuzeigen, wie sie seiner Bekehrung entspringen. Wie ist diese Forderung zu erfüllen? Nun, wer sich bekehrt weiß- und sich als ein rechter Christenmensch versteht, der wird sich in Verständnis, in Großherzigkeit, in Toleranz und Geduld üben. Auch und gerade denen gegenüber, die nicht seiner Meinung sind oder sein können!
Die Liebe, die Verbundenheit und Aufgeschlossenheit zum Nächsten, ist immer der beste Weg, sich im Sinne unseres Christseins zu beweisen - denn diese Eigenschaften entsprechen der Jesuslehre.
Wenn wir das heutige Bibelwort leidenschaftslos auslegen, meine Brüder und Schwestern, dann haben wir drei Möglichkeiten, damit umzugehen: Ich kann, als erste Variante, mir selbst jede Weisheit und Einsichtsfähigkeit absprechen. Damit entscheide ich: "Ich bin nicht weise und auch mit der Einsicht habe ich es nicht so." Dann könnte man antworten: Was nicht ist, kann ja noch werden.
Als zweite Möglichkeit entdecke ich, dass es mir an vorzeigbaren Werken mangelt. Wie aber, so gebe ich dann zu bedenken, willst du beweisen, kein Religionstheoretiker, kein Wortchrist zu sein? Sonntagschristen werden sie auch genannt, die zwar sonntags dem Herrn in der Messe die Ehre geben, die guten Werke aber unter der Woche schleifen und vermissen lassen! Wenn dem so sein sollte, dann wäre genau heute ein guter Tag, mit der Selbstverbesserung zu beginnen.

Die dritte Art und Weise sich der Weisheit und Einsicht gegenüber zu stellen ist, sich selbstbewußt für bekehrt zu erklären und sich als 'Kind des Lebens' zu erklären: Ja, ich bin Tatchrist, meine Werke kann Gott - in aller Bescheidenheit -  entdecken. Nein, ich trage keinen Neid und keine Feindschaft in meinem Herzen und keine Wahrheit hat es verdient, besudelt zu werden.
Lügen, das wissen wir alle, meine Lieben, Lügen zerstören die Seele, wie auch in Weisheit 1,11 gewarnt wird. Was aus der Erde wächst, ist verderblich, vergeht. Was niedere Leidenschaften einflößen, ist teuflisch. Und was teuflisch ist schafft Neid, Feindschaft, Unfriede und weiteres Unheil!

Schauen wir uns um auf dieser Welt, auf unserer Welt, liebe Gemeinde: allerorten müssen wir Neid und Feindschaft entdecken  - manchmal nur einen Gartenzaun weit entfernt! Und brennt nicht ein Feuer des Unfriedens, sondern unsere Erde ist zu einem einzigen Steppenbrand geworden. Die Errungenschaften der modernen Zeit ermöglichen nicht nur die Hilfe schnell an jeden Ort zu bringen, sondern leider gelingt es dem Chaos, dem Terror oft noch schneller zu sein um sich auszubreiten.
Da, so meine ich, sollten wir sehr aufmerken, welche 'Worte der Weisheit' uns da angetragen werden und genau nach den guten Werken jener suchen, die uns damit bedienen. Du darfst nicht kritiklos sein und du bist nicht auf Worte und Geschwätz angewiesen, ermuntert uns das heutige Wort: Erkenne sie, die wirklich kostbaren, helfenden Worte einer Weisheit, wie sie der lautern Gesinnung entspringen. Wer sie spricht, ist friedfertig und solche Worte machen friedfertig.

Höre gut  zu, wenn jemand zu dir spricht und entscheide, ob du sie diesem Menschen abnehmen möchtest. Nur das Beste ist gut genug für dich!, und das Beste ist das friedfertige Wort  - egal, um was es geht. Wo sich der Geist Gottes im Wort befindet, wirst du die Milde erkennen und wirst du das Bedürfnis verspüren, selber milde und ein gehorsames Gotteskind sein zu wollen. Das ist die Kraft des rechten, des gesegneten Wortes!
Es darf, meine liebe Gemeinde, der Appell an uns nicht fehlen, selber reich an Erbarmen zu sein und selber gute Früchte zu verbreiten. Damit, so möchte ich uns bestärken, werden wir zum Arzt an der Seele des Nächsten.
Denn wer von uns  kennt nicht wenigstens einen Mitmenschen,  der von Zweifeln erfasst ist und das ehrliche und gute Wort dringend gebrauchen  kann?!  Es mag das Geheimnis der  geistigen Kraft  sein, dass Heuchelei gegen solche Worte keine Chance haben: das Unreele; das Niedere, das Böse unterwirft sich der Liebe und Lauterkeit - so ist es, so war es und so wird es immer sein; und zwar im Diesseits wie im Jenseits. — Machen wir uns also zu einem harmonischen "Garten des Friedens", damit Gott der Herr Samen in den fruchtbaren Boden einlegen kann. Die Früchte, liebe Brüder und Schwestern, die Früchte sind schnell auszumachen, denn sie tragen Kern und Schale des Friedens und das ist gleich und deutlich unter dem wuchernden Unkraut des Unfriedens und des Neides zu erkennen.
Machen wir uns bereit für den Samen Gottes, machen wir uns bereit für die Liebe zu Ihm und den Nächsten.

Amen.

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