Joh. 17:11-21

"Ich bin nicht mehr lange in der Welt. Aber diese müssen noch in der Welt bleiben, während ich zu dir komme. Wenn ich auch nicht als Mensch länger in der Welt bleibe, so bleibe ich doch auf andere Weise in der Welt. Heiliger Vater, erhalte die, welche du mir gegeben hast, in deiner Lehre, damit sie eins sind, so wie wir es sind. Solange ich in ihrer Mitte weilte, hielt ich die, welche du mir gäbest, treu an deiner Lehre und wachte über sie. Keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens; und dies geschah, damit die Schrift erfüllt würde. Jetzt aber komme ich zu dir, und diese Worte spreche ich nur deshalb noch in der Welt aus, damit die Freude, die ich besitze, auch in ihnen in ganzer Fülle sich sichtbar mache. Deine Wahrheit habe ich in ihr Herz gelegt, weil sie nicht aus der Welt stammen, hat die Welt sie gehaßt. Ich bitte nicht darum, daß du sie aus der Welt nehmen sollst, sondern daß du sie vor dem Bösen bewahren mögest; denn sie gehören ebensowenig der Welt an, wie ich der Welt angehöre. Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt sandtest, so habe ich auch sie in die Welt gesandt. Für sie heilige ich mich, damit auch sie durch Befolgung der Wahrheit geheiligt sind. - Ich bitte aber nicht nur für diese, sondern auch für die, welche durch ihre Predigt zum Glauben an mich kommen werden. Gib, daß auch sie alle eine Einheit bilden, so wie du, Vater, mit mir vereint bist und ich mit dir,   damit auch sie mit uns in dieselbe Gemeinschaft treten, auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast."


Predigt:

Liebe Glaubensgemeinde, was mag in unserem Herrn Jesus Christus vorgegangen sein, als er ankündigte: "Ich bin nicht mehr lange in der Welt"?
Er baute auf seine Jünger, auf seine Schüler, auf seine Vertrauten. Sie sollten seine Nachfolge nicht nur in der Verkündigung seiner Lehre antreten, sondern allen anderen Vorbild in dieser Lehre sein - sie also leben!
Jesus wußte, dass er auch nach seinem Tode "in der Welt bleiben" würde; sein Geist würde die Welt überziehen und in weit größerem Maße, als er es als Mensch bewerkstelligen konnte, würde er den Menschen weiterhin dienen.
Wir, liebe Brüder und Schwestern im Herrn, wir sind Zeitzeugen dieses Versprechens, denn wir erleben das Christsein und damit die Führung durch diesen höchsten Hirten: Christus!

Jesus, der Menschensohn, kannte die Gefahren, denen seine treuen Diener ausgesetzt sein würden - und diese Gefahr kennen auch wir: Uneinigkeit! Also fleht er zum Vater: 'Halte sie in deiner Lehre, damit sie eins sind.' Solange e r in der Mitte von Getreuen weilt, ist alles gut. Wie damals über seine Getreuen, so wacht er auch über uns und alles was wir zu leisten haben, ist das bemühte Festhalten an seiner Lehre. Damals wie heute geht dann keiner verloren, es sei denn, jemand ließe sich verderben!

"Jetzt aber komme ich zu dir!". Mit welcher Freude der Gottessohn dies ausruft. Ja, er freut sich auf seine geistige Familie, so können wir sagen, denn wo er hingeht, das ist sein 'Vaterhaus'. Aber, Brüder und  Schwestern, auch wir haben allen Grund zu gleicher Freude!, denn wollen wir denn nicht ebenfalls zurück dahin, wohin wir gehören: in die Seligkeit der Himmel, ins Licht, in den Frieden, hin zu GOTT?!   Doch  ist auch unsere Freude "in ganzer Fülle" fühlbar? Sind wir wirklich freudige Christen, oder sind wir freudlos? Liebe Gemeinde, es ist doch ein Weg des Heils, den wir gehen dürfen, ein schwieriger Pfad manchmal, zugegeben, aber wir sind auf der Spur Christi! Und diese Spur führt uns geradewegs in seine Arme.

Die Welt mag solche nicht sonderlich, die mit der Wahrheit im Herzen leben und diese tapfer vertreten. Deshalb bietet die Welt vieles auf, was uns irritieren, verfolgen, verführen möchte. Doch da müssen wir durch, kann man locker sagen, denn diese Bewährung sollen und können wir tragen. Deshalb sagt Jesus: 'Lasse sie in der Welt, aber bewahre sie vor dem Bösen!"
Jesus spricht zwei besondere Gründe an, warum er auf unserer Welt wirkt: Zum einen tritt er für die Wahrheit und deren Verbreitung ein. Sie ist im gründe der Atem, der diese Welt am Leben hält. Zum zweiten unterstreicht er seine Vorbildfunktion und gleichzeitig seine Fürsorge - für die anderen dasein zu wollen: "Für sie heilige ich mich, damit auch sie durch Befolgung der Wahrheit geheiligt sind.

Die heutige Lesung ist eine auffallende Zuwendung an uns!, denn Jesus Christus bittet "auch für die, welche durch die Predigt, also durch die Wahrheitslehre, zum Glauben kommen werden". Zum Glauben an ihn. Ja, Jesus Christus bindet den Glauben deshalb an sich, weil er damit uns hin zu GOTT zieht. Wer also mit Christus ist, wer seiner Lehre gemäß lebt, der bildet mit ihm eine wunderbare Einheit.
Wieder
unterstreicht der Gottessohn seine Verbundenheit mit dem Vater. Nichts würde deshalb der Sohn Gottes jemals tun, was dem Höchsten nicht gefiele. Da ist eine einmalige Harmonie - und doch!, auch wir können von dieser Harmonie, von dieser heiligen Verbundenheit profitieren! Wieder ist es Christus, der uns teilhaben lässt an dieser Einheit; nichts behält dieser Hohenpriester für sich, stets denkt er an uns, an dich und an mich, an alle, die mit ihm sind.

So haben weder die Bitten, noch die Zusagen Jesu von damals, an Gültigkeit und Kraft verloren. Das ist das wunderbare an unserem Glauben: Die Segenskraft daraus verliert niemals ihren Wert und das Heilsversprechen Jesu erfüllt sich in jedem Augenblick, wann immer wir es in uns wirken lassen. Damals wie heute tritt unser Herr ganz und gar, mit all seiner Kraft, mit ganzer Hingabe, in voller Freude und großer Demut vor GOTT für uns ein.  Und dies, solange sein Erlösungswerk uns alle und endgültig in den Frieden gehoben haben wird.
Lasst uns ebenfalls ein klein wenig etwas für ihn, dem Erlöser tun. Lasst uns darüber reden, daß er der Gesandte ist, auf "daß die Welt es erkenne", wie er es formuliert. Jeder von uns kann dies in seiner kleinen Welt tun und wie sich einst die Anhänger Jesu verbündeten und damit  ein weit größeres Licht bildeten, als es der Einzelne tun könnte, so lasst auch uns in der Gemeinschaft mit Jesus Christus sein und zu denen gehören, die nicht verloren gehen.
Amen.