2.Tim.4:2-5

"Verkünde die Wahrheit; doch mußt du selbst entscheiden können, wann der Zeitpunkt dafür der geeignete ist und wann nicht; erbringe den Beweis für die Wahrheit! Bist du gezwungen, zu tadeln und zu ermahnen, so tue es mit der größten Sanftmut und Geduld. Es wird freilich eine Zeit kommen, wo man die gesunde Lehre nicht mehr gelten lassen will. Man wird sich die Prediger nach eigenem Geschmack und in großer Anzahl aussuchen, nur um sich einen Ohrenschmaus zu verschaffen.
Der Wahrheit wird man sein Ohr verschließen und sich lieber leerem Gerede zuwenden.
Gehe du in allem mit großer Besonnenheit zu Werke! Nimm die Leiden   ruhig   auf   dich!  In   der   Verkündigung  der Heilsbotschaft erfülle deine Aufgabe und verrichte auch die andern Dienste in der Gemeinde voll und ganz!"


Predigt:

Liebe Gemeinde, da spricht der Apostel Paulus zu einem treuen und vor allem fähigen Helfer, wie Timotheus es war. "Verkünde die Wahrheit" und zwar zum geeigneten Zeitpunkt! Dies ist auch für uns interessant, denn jeder Christ sollte sich aufgefordert fühlen, die Wahrheit zu verkünden. Was unser Herz erfüllt, das sollte uns leicht über die Lippen kommen. Nicht immer ist wohl der richtige Zeitpunkt, die Wahrheit, sprich die Glaubenslehre zu verkünden. Deshalb verspricht es wenig Erfolg und muß keinen Sinn machen mit Menschen über die Wahrheit zu sprechen, die nichts anderes als zu disputieren beabsichtigen, die sich als völlig unbelehrbar erweisen, ja die vielleicht sogar bewußt den Streit suchen. Gewiß, wir sollen dann Unrecht nicht stehen lassen, doch einmal etwas geradegerückt sollte genügen und dann, ja dann schütteln wir den Staub von unseren Schuhen wie es bei Uneinsichtigkeit und Anfeindungen die Apostel und auch ein Timotheus gemacht haben dürften.

Dann, Liebe Glaubensgeschwister, dann geht weiter; denn da muß wohl noch etwas reifen!
Heute spricht man von "timing", wenn der rechte Zeitpunkt geplant und genutzt wird. Das rechte "timing" das wahre Wort anzubieten ist immer dann, wenn Fragen an uns gestellt werden, wenn Hilfe erwartet wird, die sich aus unserer Christenlehre ergeben kann. Wenn du etwas zu sagen hast, dann hast du den Zeitpunkt gut gewählt, wenn du den Suchenden bedienst.
Die Welt ist voller Suchender, liebe Brüder und Schwestern; schaut euch das Umherirren, das Herantasten an alle möglichen Lehren und Philosophien an, erkennt, wie unglücklich viele, sehr viele unserer Mitmenschen sind, weil sie von der Wahrheit noch nicht berührt worden sind, weil sie das Wort GOTTes noch nicht aufgenommen haben, weil sie sich verunsichern ließen oder: - weil es noch nicht verstanden worden ist, ihnen die im Grunde recht einfachen Zusammenhänge der Wahrheit zu vermitteln. Es gibt da allerdings noch einen Schwachpunkt, dem die Vermittler erliegen können.
Paulus spricht es offen, an: "Erbringe den Beweis für die Wahrheit!" Was du lehrst, was du vertrittst, lieber Mensch, das lebe bitteschön auch, will dies heißen! Bist du W o r t - Christ oder bist du T a t - Christ? Diese Frage verdient es, meine Lieben, dass man sie sich in einer ruhigen Stunde noch einmal vornimmt. Denn jeder von uns möchte doch glaubwürdig sein und jedem hier spreche ich doch den guten Willen  - etwas für seine Religion tun zu wollen - zu. Doch zu Recht sind unsere Mitmenschen kritisch, vielleicht sogar misstrauisch  und skeptisch. Warum, so denken sie vielleicht, soll gerade mein Nachbar, mein Freund, mein Kollege, mein Verwandter - oder wer auch immer -  ein frommer Mensch sein? Nicht viele geben in heutiger Zeit zu, fromm, glaubensgetragen, gottestreu zu sein oder zumindest sein zu wollen. Und doch ist es das schönste Glaubensbekenntnis, das ein Geschöpf abzugeben vermag: pro GOTT, pro Christus, pro Christsein.

Das, was dem Gehilfen des Paulus angeraten wird, gilt unbedingt auch für uns: Wenn du schon tadeln und ermahnen möchtest, dann "tue es mit der größten Sanftmut und Geduld." Religion, das ist bekannt, kann durchaus ein Reizthema sein. Wenn wir jedoch unseren Glaubensweg,  der den inneren Frieden zu schenken vermag, erklären wollen, dann hat dies freilich frei von Aufgeregtheit oder gar Unmut zu geschehen. Sanftmut und Geduld sind wunderbare Gelegenheiten, eine positive, ausgeglichene Natur zu beweisen.

Diese Tugenden lohnen immer. Besonders wertvoll bewährt sich die Friedlichkeit und Geduld, wenn  man "die gesunde Lehre nicht mehr gelten lassen will."
Der Apostel wußte genau, wovon er sprach. Nicht nur, dass er seine eigenen bitteren Erfahrungen zu machen hatte, er wußte auch, dass zur Wahrheit durchaus das Leid gehört. Ein Spaziergang ist dem aktiven Christenmenschen demnach nicht versprochen. Da jedoch die wahre Lehre große Kraft vermittelt, ist diese hervorragend geeignet, zur Abwehr gegen Provokation  oder Geschmacklosigkeit eingesetzt zu werden. Denn es gibt sie leider zu Hauf: jene, "die sich die Prediger nach eigenem Geschmack und in großer Anzahl aussuchen, nur um sich einen Ohrenschmaus zu verschaffen." Wenn der Prediger der Zuhörerschaft das erzählt, was ihnen schmeichelt, was unbegrenztes Verständnis für alle Sünden, Mängel und Verfehlungen zuspricht, dann, ja dann wird man der manchesmal kritischen, unangenehmen und fordernden Wahrheit sein Ohr verschließen.
Ich glaube nicht, liebe Gemeinde, dass hier auch nur einer sitzt, der gekommen ist "leeres Gerede" zu hören. Also sind wir richtig hier; richtig, solange wir nicht im Widerspruch zur Lehre des Herrn, zu den Geboten GOTTes, aber auch nicht im Widerspruch zu unseren eigenen Vorsätzen und guten Absichten stehen. Denn Glaubwürdigkeit haben nicht nur die Lehre und Lehrer, die Verkünder und Hirten vorzuweisen, sondern auch und gerade der, dem die Betreuung und geistige Versorgung zugute kommen soll. Jeder von uns sollte ein glaubwürdiges Element im heiligen Werk Christi sein, denn nichts anderes als dies hat dieses Werk verdient. Das weiß auch Paulus und rät seinem Helfer Sensibilität an: "Gehe du in allem mit großer Besonnenheit zu Werke!" Auch dann, wenn durch die Arbeit, durch die Aufgabe leidvolle Erfahrungen gemacht werden müssen. Lasst uns alle deshalb mit Timotheus die Kraft aufnehmen und die Stärke spüren, die aus der "Verkündigung der Heilsbotschaft" resultiert? Denn GOTT versorgt uns mit allem was wir brauchen, wenn wir etwas für Ihn und das Werk seines Sohnes Jesus Christus tun. Ganzes Engagement und fleißige Dienstbarkeit, besonders wenn es der Gemeinde, also der Gemeinschaft dient, ruft dann auch die ganze Wirkung  des göttlichen Segens ab.
Dies, meine liebe Gemeinde, lasst uns beanspruchen!

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