1. Tim. 6: 1-5

"Alle, die als Dienstboten bei fremden Herrschaften leben, sollen nicht vergessen, dass ihre Herren ein Recht darauf haben, von ihnen mit jeglicher Ehrerbietung behandelt zu werden. Wo das nicht beachtet wird, da gereicht es dem Namen Gottes und unserer Lehre zur Schmach. Haben sie Christen als Herren, so sollen sie nicht deswegen,  weil jene ihre Glaubensbrüder sind, ihnen weniger Ehre erweisen. Im Gegenteil, sie sollen ihnen um so treuer dienen; denn es sind ja geliebte Mitchristen, denen ihr Dienst zugute kommt. Das sind die Belehrungen und Unterweisungen,  die du deiner Gemeinde erteilen sollst, wer eine andere Lehre vorträgt und so von der gesunden Lehre unseres Herrn Jesus Christus und unserer Religion abweicht, der ist verblendet und unwissend; er krankt an der Sucht nach Spitzfindigkeiten    und   Wortklaubereien;   daraus entstehen dann Mißgunst, Streitigkeiten, gegenseitige Beschimpfungen,    falsche    Schlußfolgerungen   der schlimmsten  Art;  mit  einem Wort:  Fortdauernde Reibereien, wie sie bei Menschen an der Tagesordnung sind, denen das gesunde Denken abhanden gekommen ist, und die sich von der Wahrheit abgewandt haben. Diese Leute betrachten die Religion nur als ein gewinnbringendes Geschäft."


Predigt:

Vielleicht, meine lieben Brüder und Schwestern im Herrn, kommen uns die Worte des Apostels Paulus nicht mehr zeitgerecht und deshalb etwas seltsam vor und ich kann mir denken, dass manch einer von uns wenig mit diesen Ratschlägen anfangen kann. Wer fühlt sich schon als Dienstbote und ist es nicht unzeitgemäß, Arbeitgeber als "Herrschaften" anzusehen?
Nun, wenn wir solche alten Empfehlungen nicht ernst nehmen würden, brauchten wir sie weder lesen noch befolgen. Wir aber wollen nach dem leben, was im Sinne Jesu Christi ist, der ja als Geber "der gesunden Lehre", wie wir gehört haben, gilt.
Das christliche Verständnis, die christliche Ausrichtung, unser Glaubensfundament, all dies hat nicht nur unser frommes Verhalten in der Kirche zu bestimmen, sondern ich habe mich als Christ in den Alltag einzugeben. Wir sind wie wir sind und wie wir sind,  dies erleben unsere Mitmenschen. Darüber spricht Paulus.
Alltag ist auch unser Beruf, unsere Beschäftigung, unsere Arbeit! Die meisten von uns sind sogenannte Arbeitnehmer - sie bieten ihre Dienste an, woraus der Begriff "Dienstboten" entstanden ist. Zwar leben wohl die wenigstens bei ihren "Dienstherren", dem Arbeitgeber also, doch stehen wir doch in Beziehung zu Vorgesetzten,  zu Verantwortlichen, die  -  und dies sollten wir wiederholen - "ein Recht darauf haben, mit jeglicher Ehrerbietung behandelt zu werden."
Ehrlich, meine liebe Gemeinde, ist es nicht das, was jeder von uns am liebsten erwartet und doch in unserer Zeit der Coolness und Unpersönlichkeit oftmals schmerzlich vermisst? Ja liegt es denn dann nicht an uns, anderen  deren gleiche Erwartung im Umgang miteinander zu erfüllen? Es schmückt doch einen Christenmenschen, sich grundsätzlich höflich, ja freundlich, verbindlich und durchaus respektvoll zu  verhalten;  erstrecht doch jenen gegenüber, die aufgrund ihrer Position etwas dazu beitragen, dass wir unsere Brötchen verdienen können, oder?
Ihr seht, meine Lieben, im Grunde verweist der Apostel in seiner Lehrfunktion nur auf etwas, was selbstverständlich und angeraten ist. Keiner vergibt sich etwas, "Ehrerbietung" - wie es heißt, aufzubringen.  In manchen  Eckchen Bayerns  ist es heute noch üblich, sich mit "Habe die Ehre", was dann freilich klingt wie "Habadere" zu grüßen.
Ja, ich habe die Ehre dich, lieber Mensch, zu kennen, denn du bist mein Bruder, du bist meine Schwester, zumal wenn auch du meines Glaubens und ein Christ, eine Christin bist. "Geliebte Mitchristen" nennt Paulus sie und   - so lasst uns doch einmal fragen -  wäre es nicht schön, wenn sich die Christen alle s o bewerten und begegnen würden? Ist es in einer Zeit wie die Gegenwart, nicht besonders angebracht, ja sogar wichtigst!, sich als Christ, als Christus zugetan auszuweisen? Glaubt mir, liebe Brüder und Schwestern, es ist Gott wichtig, dass wir uns als Seinem Sohn zugehörig bezeugen. Nicht Schmach durch die Unerkenntlichkeit unseres Christseins sollen und dürfen wir Gott anbieten und dürfen wir auch nicht "unserer Lehre zur Schmach" gereichen"!
Gott ist die Ehre zu erweisen - über alles was uns ausmacht: über unser Denken,  Sprechen,  Handeln und  erstrecht über die Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. Was sonst, so frage ich?
Von "treu dienen" ist die Rede - Treue, Dienen, das sind Tugenden , die einfach nicht sterben und in einer oft gegensätzlich genormten Zeit nicht untergehen dürfen. Halten wir sie also aufrecht. Wer die Demut in sich trägt, der schöpft diese Tugenden aus einer wahrhaft gesunden Quelle!

Es gilt, was gesagt ist: "Wer eine andere Lehre vorträgt und so von der gesunden Lehre unseres Herrn Jesus Christus und unserer Religion abweicht, der ist verblendet und... unwissend."
Mehr noch: "er krankt an der Sucht nach Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien." Wie sieht so etwas aus?
Wer sich selbst zu ernst nimmt, wer niemand und nichts neben sich gelten lässt, wer meint, es fällt ihm ein Zacken aus der Krone, wenn er anderen Ehrerbietung zukommen lässt, solcher wird gerne streiten und versuchen, jedes Wort und jede Aussage für sich zu verwenden. Kennen nicht wir alle solche Zeitgenossen?
Was sonst als "Mißgunst , Streit und gegenseitige Beschimpfungen" können daraus entstehen? Nein, dann ist man kein freundlicher Mensch, dann will man keine Versöhnung, dann will man den anderen niedermachen und dann erinnert nichts daran, dass ein solcher Mensch ein Christ ist, etwas von Jesus Christus und dessen Lehre gelernt haben soll. Passe ein jeder auf, liebe Geschwister, dass wir nicht zu jenen Menschen gehören, "denen das gesunde Denken abhanden gekommen ist"! Und  - schlimmer noch, "die sich von der Wahrheit abgewandt haben."
Die Wahrheit, das ist der gute Kern im Menschen, das, was Gott in uns hineingelegt und dem Geist anvertraut hat.  "Liebe deinen Nächsten" sprach Jesus und vertritt Christus nach wie vor.
Die  Wahrheit, das  ist der  Sieg  des Guten und  nicht des Schlechten. Lasst sie reden, die Schwarzseher und Pessimisten, die Zweifler und Nörgler. Lasst sie reden,  wenn sie meinen, unsere Welt würde nur schlechter werden und nur der, der sich nichts bieten lässt und Ellenbogen zeigt, wer nicht mit sich spaßen lässt und zuerst dem anderen Grenzen setzt, nur solcher Mensch würde überleben.
Ist es der Mensch, der ins Himmelreich einzugehen gedenkt? Ist es der Mensch, der seine Seele nach Hause trägt, oder ist es der Geist?! Tun wir also etwas für den Geist, tun wir etwas für die Seele; etwas, was Gott wohlgefällig ist und worin uns Jesus Christus ohne Unterlass bestärkt: Seien wir friedlich, damit der andere zu Frieden kommt und von unserer christlichen Haltung profitiert. Tun wir es immer, in der Freizeit und im Tagwerk und tun wir es mit allen, denen wir begegnen und mit denen wir zu tun haben. Dann, lieber Mensch,  braucht es die Erinnerung dieser heutigen Lesung nicht. Gott sei mit euch, im Namen Christi,

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