Phil. 4: 10-17
"Bei meiner Arbeit im Dienste des Herrn war es mir eine große Freude, eure Sorge um mich wieder aufleben zu sehen. Gesorgt habt ihr euch freilich immer um mich, nur fehlte euch die Gelegenheit, eure Sorge praktisch zu zeigen. Nicht, dass ich über äußere Not zu klagen hätte. Ich habe ja gelernt, in allen meinen Lebenslagen mit wenigem auszukommen. Ich kann mich in der drückendsten Not zurechtfinden und weiß auch, wie ich im größten Überfluß zu leben habe. Ich kenne das Geheimnis, um mich jedem Schicksal und jeder Lebenslage anzupassen. Ob ich satt zu essen habe oder ob ich hungern muß, ob ich alles im Überfluß besitze oder Mangel leide, zu allem finde ich die nötige Kraft in dem, der mich stärkt. Nun wäret ihr so gütig, mir in meiner Drangsal eure Teilnahme zu beweisen. Ihr wißt selbst, meine lieben Philipper, dass in der ersten Zeit der Verkündigung der Heilsbotschaft, als ich Mazedonien verlassen hatte, keine Gemeinde mir gegenüber in das Verhältnis von Geben und Nehmen trat; ihr wäret die einzigen. Selbst als ich in Thessalonich war, habt ihr mir mehr als einmal eine Unterstützung geschickt. Nicht, dass es mir um euer Geld zu tun wäre; für mich handelt es sich vielmehr darum, dass immer reichere Zinsen auf euer Guthaben bei Gott gebucht werden können. "
Predigt:
Was, liebe Mitchristen, hat die Freude des Apostels Paulus, über die Fürsorge der Philipper, denn mit uns zu tun?
Zum einen ist es der Hirte, der da spricht, dem es guttut, wenn Menschen, die er führt, die Sorge um ihn wieder aufleben lassen. Ihm geht es nicht ums Geld, um Hab und Gut. Er musste in seiner harten Arbeit lernen, in "allen Lebenslagen mit wenigem zurechtzukommen." Und genau hier wollen wir ansetzen!
Wir leben zweifelsohne in einer Zeit, in der manch einer sogar mit sehr wenigem auskommen muß. Wenn es nicht wir, nicht unsere Familie ist, dann ist es der Nachbar, der Freund vielleicht, welcher existenzielle Sorgen hat.
Doch haben wir den Blick dafür? Fällt uns die Betrübnis um uns herum auf?, weil sie nicht in eigenen Wänden gegeben ist? Wie fremd sind uns die Sorgen anderer geworden? Freilich, nicht immer erkennt man auf dem ersten Blick, wie schwer das Los mancher Mitmenschen ist. Sich "in der drückendsten Not zurechtzufinden" und sich die Situation nicht anmerken zu lassen, das gibt es oft, liebe Gemeinde. Stolz, vielleicht sogar unangebrachter Stolz, Scham und die Angst vor dem Gerede anderer, versteckt oft bitterste Armut!
Nein, es ist nicht egal, ob es so ist und wir können uns nicht frei jeder Mitverantwortung sprechen. Denn wir gehören einer Gemeinschaft, einer "Zunft" an, die jede Gleichgültigkeit und Unberührtheit ausschließt. Wir sind Christen. Du bist ein Christenmensch!
Die Gemeinschaft derer, die mit ihm sind, propagierte Jesus. Die Geschwisterschaft in seinem Sein, bietet Christus an. Keiner geht alleine, ja 'ich sage keiner ist gemacht, es alleine zu schaffen die himmlische Heimat zu erwerben. Es ist immer noch die himmlische Gemeinschaft. Und GOTT schuf die Schöpfung als ein Ganzes. Also ist einer dem anderen durchaus Rechenschaft schuldig, kann sich keiner aus der Mitverantwortung herausstehlen.
GOTT, meine Lieben, GOTT hat ein soziales Gedächtnis; GOTT möchte, dass du dich darauf einlässt für den Nächsten da zu sein. Mehr noch. Er möchte, dass du dem Nächsten nur Gutes tust. Prüfe also, wann du wem und wie Gutes tun kannst. Ja, suche die Herausforderung für dich, denn du, wir alle b r a u c h e n die gute Tat. Denn wir sind Sünder, haben letztendlich oder immer wieder Wiedergutmachung zu leisten. Oder hast du nie etwas angestellt? Sind deine Gedanken, Gefühle, Worte und Taten stets ohne Makel?
GOTT reicht uns über den Nächsten, über dessen Bedürfnisse, die Hand und sagt zu uns: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"
Und ich sage: Hilfst du anderen, hilfst du dir selbst am meisten. Paulus bekennt sich: "Ich kenne das Geheimnis, mich jedem Schicksal und jeder Lebenslage anzupassen." Dabei geht er auf die Grundbedürfnisse des Menschen, die leiblichen Grundbedürfnisse ein: vom Essen spricht er und vom hungern. Seine Lebenserfahrungen bescherten ihm Überfluß und Mangel. Das kann ihm nichts mehr anhaben - das kennt er schon.
O.k., werden manche von euch sagen. Auch ich habe schon Hunger gehabt und Mangel gelitten. Und manch einer, der möglicherweise schon mal alles verloren hat wird sagen können: auch ich kenne den Überfluß...
Das also mag nichts besonderes sein und die meisten kennen das Auf und das Ab der Lebenskurven. Das Besondere ist, was der Gottesdiener im 13er Vers sagt: "Zu allem finde ich die nötige Kraft in dem, der mich stärkt."
Jesus Christus teilte nicht einmal gute Worte und Nahrung an Massen von Menschen aus. Seine Körbe enthalten zwar nicht mehr Brot und Fisch. Doch sein Wort ist immer präsent, es stärkt den Geist und ist immer abrufbar.
Nie versiegt die Kraft dessen, was er lehrt, was er vorlebt in denen, die vorbildhaft sind. Ja, Christus ist mit denen, die mit ihm sind und er ist in dir, wenn du mit seinem Wort und in seiner Gesinnung lebst. Diese Welt, unsere Welt, bietet unzählige Ansätze die eigene, persönliche Glaubenskraft zu beweisen. Kraft, erstrecht Glaubenskraft - sie wird gebraucht, dringend gebraucht auf unserer Welt, in deiner Welt, um dich herum. Wir alle sind gewissermaßen ein eigenes Universum, mit beinahe eigenen Gesetzen, weil wir manchmal Ordnung und Vorgaben auslegen wie wir es möchten. Solange wir damit in gewissenhafter Verantwortung zu stehen bereit sind und keinem schaden, dürfte dies vertretbar sein. Jeder von uns hat seinen eigenen Lebenskreis, sein individuelles Lebensumfeld, seine Bezüge, seine Vorlieben und Abneigungen. Und, GOTT mag uns vergeben, wir machen Fehler. Du leidest darunter? Solange du dich nicht nur auf deinen Nabel fokusierst, sondern dich der Lebensrhythmus des Mitmenschen nicht unberührt lässt und du herauszufinden versuchst, wo dessen Drangsale liegen, solange wirst du für Fehler und Mängel - und seien sie noch so hartnäckig - die Geduld und Hilfe von oben erwarten dürfen. Die, die guten Willens sind, die mag der Herr.
Wir sind aufgefordert, "in das Verhältnis von Geben und Nehmen" einzutreten. Das mit dem Geben kennen wir schon. Wenn wir richtig geben, "wird es wehtun, uns etwas abverlangen: Selbstüberwindung kosten. Uns selbst zu überwinden ist im Grunde die große Lebensherausforderung. Nicht andere stehen uns im Wege, wir selbst sind es, über die wir allzuoft stolpern: unsere Art, Gewohnheiten, Schwächen...
Und doch gibt es Menschen, die mit dem Nehmen Probleme haben. Ihr erinnert euch; Eingangs meiner Predigt erwähnte ich bereits den Stolz, die Scham, unter der manche leiden. Es mag in manchen Ohren etwas Seltsam klingen, und doch muß ich immer wieder manchen Ratsuchenden erklären:
Lerne zu nehmen, lerne nicht nur dich anzunehmen, was ein Thema für sich wäre, sondern lerne tatsächlich anzunehmen, was der Mitmensch, der Christbruder, die Mitschwester dir anbietet.
Glaubt mir, liebe Gemeinde, ich weiß wovon ich spreche wenn ich bezeuge, wie schwer es ist Gaben anzunehmen; wenn es einem mal ganz schwer geht und materielle Prüfungen dich in die Knie zwingen möchten: Dann die Hände auszustrecken und "bitte" zu sagen, fällt unter Umständen sehr, sehr schwer. Doch keiner von uns braucht sich wie ein Bettler vorzukommen, wenn er in Not ist. Wie sonst könnte sich das Christsein beweisen, wie sonst könnten gute Werke entstehen?
Es ist dieses Miteinander, wofür Jesus Christus einsteht, was der Apostel in seiner Rede anspricht und es ist der letzte Satz in Vers 17, der uns das Geheimnis des Zusammenhangs von ganz irdischer, ja ganz nüchterner Bespendung und dem geistigen Lohn verrät.
Wenn dich also jemand um etwas bittet, besser noch: wenn du von dir aus die Not eines anderen entdeckst, dann sehe darin deine Chance! Deine Chance, einen unbezahlbaren Vergeltungswert für dich zu erzielen; quasi Pluspunkte vor dem Höchsten zu gewinnen.
Ach wie sehr braucht unser 'Buch des Lebens' - das doch von uns allen geschrieben wird, solche Pluspunkte, solche Lichtzeichen unter den Hieroglyphen, die wir tagtäglich zum Einschreiben ins 'Buch des Lebens' liefern.
Die gute Tat ist Licht. Dem anderen eine Wohltat zu sein, ist ein Lächeln, das Gott erwidern mag, denn Er liebt die Gutmütigen.
Sammeln wir also gleich dem Apostel damals, "immer reichere Zinsen" auf unserem Guthaben an. Lassen wir demnach die Sorge um den anderen wieder aufleben, sollte sie denn etwas eingeschlafen sein in letzter Zeit.
Dann haben wir heute alle etwas gelernt.
Gelobt sei der Herr dafür! Amen.