Apg: 25:6-12

"Er hielt sich acht bis zehn Tage bei ihnen auf und kehrte dann nach Cäsarea zurück. Am folgenden Tage beraumte er eine Gerichtssitzung an und ließ den Paulus vorführen. Bei seinem Erscheinen umringten ihn die Juden, die aus Jerusalem gekommen waren, und brachten viele und schwere Beschuldigungen gegen ihn vor, für die sie jedoch keine Beweise beibringen konnten. Demgegenüber betonte Paulus in seiner Verteidigungsrede, dass er sich weder gegen das jüdische Gesetz, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser in irgendeinem Punkte verfehlt habe. Weil Festus sich jedoch die Juden zum Danke verpflichten wollte, legte er Paulus die Frage vor: "willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dort in meinem Beisein das urteil über diese Anklagepunkte fällen lassen?" Paulus erwiderte: "Ich stehe hier vor des Kaisers Richterstuhl, und hier habe ich auch mein Urteil zu empfangen. Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt, wie du nur zu gut weißt, wäre ich jedoch im Unrecht, und hätte ich ein todeswürdiges verbrechen begangen, so würde ich mich nicht weigern, zu sterben. Wenn aber an den Beschuldigungen, welche diese hier gegen mich vorbringen,  kein wahres Wort ist, so darf mich keiner ihnen zu lieb opfern. Ich lege Berufung an den Kaiser ein." Darauf besprach sich Festus mit seinen Räten und fällte folgende Entscheidung: "An den Kaiser hast du Berufung eingelegt, - vor den Kaiser sollst du geführt werden!"


Predigt:

Was, liebe Gemeinde, hat denn das Justizverfahren des Paulus mit mir, mit uns zu tun, so werden manche von euch fragen. Nun, finden wir es heraus und lernen wir aus einer prekären Situation eines Menschen, der uns in einem Glauben vorausging, dem wir heute nachstreben.
Paulus war Verleumdungen, Entstellungen, Nachstellungen und Intrigen wie kaum ein zweiter Apostel ausgesetzt! Hatte er doch die Seiten gewechselt und war vom Saulus zum Paulus geworden. Dies verziehen ihm vor allem vergeltungssüchtige Juden nicht. Doch wir Christen, sind gut beraten, hinter allem Geschehen geistige Hintergründe zu sehen. Wie ist das gemeint?
Paulus war Diener. Nicht irgendein Diener, sondern ein Gottesdiener, berufen in Jesu Christi Spuren zu wandeln. Das ist eine hohe Aufgabe, die freilich für Unruhe unter seinen Gegnern sorgte. Wer sich für unseren Herrn Jesus Christus einsetzt, muß  aber  auch  mit dunklen Geistesmächten rechnen, die kein Licht unter den Menschen verbreitet haben wollen. Die dunklen Seiten sind es, liebe Glaubensgemeinde, die für Unruhe, Hektik, Kraftverschwendung, Zweifel und all das sorgen möchte, was uns aus dem Lot, aus dem Gleichgewicht, aus der Ruhe und um den Frieden bringen soll. Und wenn wir nicht wachsam sind, gelingt dies auch.
Paulus war von solchen niederen Interessen umgeben und diese bedienen sich durchaus labiler, schwacher und verführbarer Menschen. Nur solche lassen sich aufwiegeln!, denkt bitte daran, wie mit Jesus aus Nazareth umgegangen worden war.
Paulus, meine Lieben, Paulus wußte um diese nicht sichtbaren Machenschaften und das alles daran gesetzt werden sollte, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Obwohl sie "viele schwere Beschuldigungen gegen ihn" vorbrachten, wie wir gehört haben, konnten sie "jedoch keine Beweise gegen ihn beibringen."
Paulus duckte sich nicht vor all den frechen Behauptungen und ich weiß nicht, ob er dem Gesetz des Kaisers, dem Festus oder der weltlichen Gerechtigkeit vertraute; dass er aber der Gerechtigkeit Gottes vertraute und darauf, dass nichts geschehen würde, was nicht in seines Herrn Plan steht, das wusste der Apostel und daran hielt er sich fest in diesem Tumult.
Daraus können wir lernen, so denke ich: In Gott liegt alle Kraft, in Ihm die Gerechtigkeit und jeder der darauf vertraut, befindet sich auf sicherem Boden! - Ich bin der Weg, sprach Jesus Christus und spricht er noch heute zu uns allen. Dieser Weg schenkt all das, was Paulus uns vormachte: Ruhe, Besonnenheit, Zornlosigkeit, ja Nüchternheit zu bewahren, was oftmals schwieriger sein mag als alles andere. Mancher von uns kann womöglich auf solche durchaus harten Erfahrungen zurückblicken.
Vergessen wir aber bitte bei allem Ärger, den wir vielleicht haben und das in einigen Fällen sogar ohne eigenes Verschulden, dass unser biblisches Beispiel wegen seines Glaubens angegriffen worden war! Wirst d u wegen deines Glaubens angegriffen? Wenn ja, dann musst du stark sein, denn dann bist du jemand, den Jesus Christus braucht. Licht sollen wir sein auf dieser Welt - und zwar mittels unseres Glaubens! Da ist es für die Starken unter uns, die Glaubensstarken eine gute Herausforderung beweisen zu können, wieviel Festigkeit und Souveränität der rechte Glauben zu geben versteht.
Wenn wir weit greifen, liebe Gemeinde, dann erinnern wir uns an all die Märtyrer, die es in all der christlichen Zeit - bis heute - gegeben hat.
Sie freilich sind jene, die in den Offenbarungen des Johannes als weiß gekleidete, vergeistigte Wesen geschildert werden - und ihrer ist das Himmelreich!
Paulus stand für seinen Glauben ein, auf eine eher objektive, durchaus kluge Art und Weise und er bediente sich der sachlichen Verteidigung.
Dies ist, was wir der heutigen Lesung entnehmen können. Was nicht geschrieben steht, ihn aber beseelte, war ein Mitleid mit Menschen, die sich zum Hass verführen ließen und sich an ihn verschuldeten.
Oh, es kostet Kraft, viel Kraft, die Liebe zum Nächsten dann im Herzen zu haben, wenn er dich vernichten möchte, wenn er den Lügenmund gebraucht. Doch wir wissen doch: Ein lügnerischer Mund vernichtet die Seele!
"Du sollst nicht unwahr zeugen wider deines Nächsten" -dieses Gebot Gottes kannten auch alle, die bereit waren, gegen den Gottesdiener unwahr zu reden.
Paulus beschränkte sich, wie gesagt, auf die sachliche Verteidigung und er erlag nicht der Finte, sich in Jerusalem ein Urteil anzuhören. Halten wir also unsere Sinne beisammen, wenn wir mit List und Tücke hereingelegt werden sollen. Bitten wir Gott den Herrn, unseren Geist zu öffnen, wenn wir in eine missliche Lage gezwängt werden und fühlen wir uns doch rückengestärkt durch unserem Herrn, wenn wir reinen Gewissens sind!
"Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt" betont Paulus. Wenn wir - du und ich uns verteidigen und auf unsere Unschuld hinweisen, dann muß dieses Unrechtsbewusstsein und müssen unsere Unschuldsbeteuerungen auch berechtigt, also wahr sein. Jedes andere Verhalten wäre    eines Christenmenschen unwürdig und würde wohl kaum die Kraft und den Beistand einbringen, um den wir nie aufhören sollten zu beten.
Ehrlichkeit als um jeden Preis. "Wäre ich jedoch im Unrecht, und hätte ich ein todeswürdiges Verbrechen begangen, so würde ich mich nicht weigern, zu sterben."
Hiermit weist uns Paulus einen vorbildhaften Charakter vor. Wir sollten niemals vergessen, dass Gott gerecht ist - und zwar ohne Ansehen der Person. In dieser Gerechtigkeit enthalten ist der Ausgleich, der in allem (!) zu erfolgen hat. Es bringt demnach nichts ein, sich mit Lügen oder Entstellungen in Angelegenheiten reinwaschen zu wollen, in denen wir nicht unschuldig sind. Dies ist nicht irgendeine christliche Eigenart, sondern eine der wichtigsten. Denn nur Klarheit und Wahrheit, Ehrlichkeit und Einsicht dürfen Gott zur Ehre angeboten werden. Dazu bietet der Alltag ausreichend Gelegenheiten.

 

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