LUK.6:27-35
"Andererseits möchte ich euch aber, die ihr auf meine Worte hört, noch folgendes sagen: Nehmet euch auch derer liebevoll an, die euch nicht wohlgesinnt sind! Behandelt auch die zuvorkommend, die sich um euch nicht kümmern; redet vernünftig mit denen, die Verwünschungen gegen euch ausstoßen, und betet für die, welche euch Schaden zufügen. Schlägt dir jemand auf die eine Wange, weil du es verdient hast, so halte ihm die andere hin; und wer dir das Unterkleid wegnehmen will, weil du es ihm verpfändet hast, dem verweigere auch nicht den mitverpfändeten Mantel. Wer etwas von dir verlangt, was du ihm versprochen hattest, dem gib es, und wenn dir jemand berechtiger Weise das Deine wegnimmt, von dem fordere es nicht zurück. Wie ihr von euren Mitmenschen behandelt zu werden wünscht, so sollt ihr auch sie behandeln."
"Wenn ihr bloß die liebt, die euch lieben, welchen Anspruch auf Lohn habt ihr dann? fluch die Gottlosen lieben die, welche ihnen Liebe erweisen. Und wenn ihr nun denen Gutes tut, die euch Guts tun, welchen Anspruch auf Lohn habt ihr dann? Denn die Gottlosen handeln ebenso. Und wenn ihr nur denen ein Geschenk gebet, von denen ihr ebenfalls Geschenke erhofftet welchen besonderen Lohn könnt ihr dann erwarten? Denn auch die Gottlosen machen andern Gottlosen Geschenke in der Erwartung auch von ihnen beschenkt zu werden. Ich betone noch einmal: Nehmet euch derer liebevoll an, die euch nicht wohlgesinnt sind. Tuet denen Gutes und machet denen Geschenke, bei denen ihr keine Hoffnung haben könnt, etwas wiederzuerlangen. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr erweiset euch als Kinder des Allerhöchsten. Denn auch er ist gut gegen Undankbare und Böse.
Liebe Mitchristen,
manchem ist es schwer, das Liebesgebot:'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst' zu erfüllen. Zwei besondere Schwierigkeiten können sich dem entgegenstellen. ZZum einen kann der nicht Liebe weitergeben, der sich selbst nicht mag und zum anderen unterliegen wir einem Urverhalten: nämlich sich gegen jene zu stellen, die uns nicht wohlgesinnt sind. Wir steigen dann oft ohne große Überlegung in den Ring und schlagen zurück.
Es ist nicht die unmittelbare körperliche Gewaltanwendung, zu der wir uns hinreissen lassen, doch schlagen kann man auch mit Worten, ja auch mit Gedanken und Gefühlen.
Wir sollten jenseits solcher Regungen und Reaktionen sein, denn was du aussendest, das fällt auf dich zurück und... Gott sieht und bewertet es!
Der heutige Text ist eine große Aufforderung an alle, die sich für verbesserungswürdig erklären, für alle, die sich erproben wollen im guten Bemühen. Nimmst du die Herausforderung an? Willst du freundlich zu denen sein, die dir nicht wohlgesinnt sind? Schaffst du es sogar, vorwurfsfrei gegen sie zu sein? Und wenn andere dich ignorieren, ja sogar erniedrigen, schaffst du es dann trotzdem zuvorkommend zu bleiben, als nicht ablehnend? Wenn jemand üble Worte oder gar Verwünschungen gegen dich schmettert, findest du dann immer noch vernünftige Worte? Hast du jemals für all jene gebetet, die sich dich als Gegner ausgesucht haben? Findest du dann die Kraft, Gott ganz aufrichtig zu bitten, Er möge zu denen, die dir zu schaden versuchen, milde sein? Sagst du: "Ich verzichte auf jede Bestrafung für sie!"?
Es ist sich schnell beschwert und gewehrt, liebe Freunde und Freundinnen, doch es zeigt große persönliche Stärke, Angriffe, die nicht ganz zu Unrecht erfolgen, klaglos hinzunehmen. Mit unserer Einsicht - und sei sie noch so zaghaft, stellen wir den Kritiker oder Kläger nicht als Lügner hin, sondern demonstrieren mutig eine selbstkritische Erkenntnis und geben zu: ja, ich gebe zu, fehlgehandelt zu haben! Damit räumen wir dem anderen die Möglichkeit ein, auf einen aggressiven Gegenschlag zu verzichten. Nun kann er darauf verzichten, uns quasi erziehen zu müssen, denn wir haben unseren Fehler ja eingesehen und zugegeben. Unsere Stärke, unsere Selbstüberwindung und geäusserte Einsicht haben also beim anderen bewirkt, eine harte Reaktion zu unterlassen, und damit haben wir den anderen möglicherweise vor einer Selbstschädigung verschont. Kurz gesagt, unterließen wir jede weitere Provokation - was gleichsam ein feiner Teil von Nächstenliebe ist!
Wir sollten uns des weiteren nicht an Dinge klammern, die uns nicht gehören, und schon gar nicht um sie streiten. Vom "Unterkleid" ist die Rede, wie symbolisch von etwas, was uns sehr nahe am Herzen liegt. Fordert also jemand sein Recht auf sein Eigentum ein - gib es ihm, und möglichst alles, was ihm zusteht. Zwischenmenschlicher Zwist ist immer ein zu hoher Preis für etwas, was nur weltlichen, materiellen Wert besitzt.
"Was du nicht willst das man dir tu, das füge keinem andern zu!" Wir alle kennen dieses Sprichwort. Die meisten Menschen scheitern an ihrer Überempfindlichkeit - nichts wird geduldet, was sich an eigenen Interessen reibt; hingegen wird alles kritisiert, was - aus der Ferne betrachtet - nach Unmoral riecht. Sensibilität, wie man sie für sich beansprucht, verliert sich wenn wir am Austeilen sind.
Wir sollten über die Würde des anderen und dessen Schmerzgrenze nachdenken, bevor wir meinen uns verteidigen zu müssen. Nachsicht ist Mangelware geworden.
Wie hat Jesus all die krassen Ungerechtigkeiten gegen sich ertragen?
Was war und ist die Antwort der früheren und heutigen Gottesdiener, wenn Welt und Umwelt auf sie einschlagen, wenn sie Lauterkeit und Anstand in Gehässigkeiten und Selbstgerechtigkeit ersticken möchte?!
Wie, so frage ich, wie stark bist du wenn dir Unrecht geschieht oder du provoziert werden sollst?
Wenn wir Christen die Liebesgebote ernst nehmen und in allen Menschen Brüder und Schwestern sehen - was sie ja auch sind! - dann sollten wir uns solchen Fragen stellen und uns selber Antworten geben, die der Wahrheit entsprechen.
Worin lägen denn Leistung und Beweis des gereiften Geistes, wenn nur jene angenommen und geliebt würden, die ebenfalls nett zu uns sind? Auch Gottlose lieben die, welche ihnen ihre Liebe erweisen! Und auch diese, denen Gott und Seine Erwartungen egal sind, honorieren das Gute, das man ihnen tut, mit Gegenliebe.
Was also unterscheidet denn dich, den Christenmenschen, von Gottlosen, die zwar berechnend sind, deren freundliche Reaktionen sich aber in nichts von den deinen zu unterscheiden scheinen?
Was dich, was uns alle von denen unterscheiden sollte, ist die Übereinstimmung des guten inneren Wollens mit der äusseren richtigen Handlung. Wir sollten authentisch sein - Innen wie Aussen!
Wir sollten die Selbstüberwindung trainieren: oftmals diesen "inneren Schweinehund" - wie manche sagen - überwinden und uns eine unaufgeregte, liebevolle, zumindest angenehme Art im Umgang mit anderen zulegen. Diese Verhaltensweise sind dann die aggressiven, provoziere f aturen nicht
gewöhnt, denn sie sind nur gewohnt, mit Häßlichkeiten und Feindbildern umzugehen. - Und nun kommst du und kümmerst dich freundlich und unaufgeregt um die, von denen du weißt, dass sie gegen dich stehen...! Nun kommst du und machst Zugeständnisse, ja Geschenke, obwohl du davon ausgehen musst, nichts zurück zu erhalten - vielleicht sogar Undank dafür zu ernten!
Nun kommst du und erweist dich als ein gelehriges Kind des Allerhöchsten, denn du nutzt die dir von Ihm eingegebene Liebe und gibst sie an jene weiter, die diese Liebe in sich noch nicht entdeckt haben; aber... sie können plötzlich die Liebe an dir entdecken! Also bist du gesegnet!