JOH.19:14-18

"Eben brach der Rüsttag für das Osterfest an; es war ungefähr zwölf Uhr mittags. "Da habt ihr euren König!" - rief ihnen Pilatus zu. Jene aber erwiderten ihm mit dem Geschrei: "Hinweg mit ihm! Hinweg mit ihm! Schlag ihm ans Kreuz!" - "Also euren König soll ich kreuzigen?" - entgegnete ihnen Pilatus. Die Oberpriester aber riefen: "Mir haben keinen König; nur den Kaiser erkennen wir an. " -Darauf lieferte er ihnen Jesus zur Kreuzigung aus. Diese nahmen nun Jesus in Empfang und führten ihn an eine Stelle, wo sie ihm das Kreuz auf die Schultern legten. Dabei standen Jesu Mutter, sowie die Schwester seiner Mutter, Maria mit Namen, welche die Frau des Kleopas war, und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter und neben ihr den Jünger, den er lieb hatte, stehen sah, sagte er zu seiner Mutter: "Weib, das ist jetzt dein Sohn!" Dann wandte er sich zu dem Jünger mit den Worten: "Sohn, das ist jetzt deine Mutter!" Und der Jünger nahm sie aus dieser schrecklichen Stunde heraus, mit sich in seine Wohnung. Jesus trug sein Kreuz und gelangte zu der sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch 'Golgatha' heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, den einen zu seiner Rechten, den andern zu seiner Linken. "

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Predigt:

Es mag das erste Mal sein, meine liebe Christengemeinde, dass ihr zum Fest der Liebe, zum Christfest, ausgerechnet diese Stelle aus dem Evangelium zu hören bekommt. Wie passt das zusammen?: Zu Weihnachten die doch erbarmungswürdige Geschichte der Verurteilung des Gottessohnes, den wir als Jesus Christus kennen?! Jetzt, zur Weihnachtszeit, haben wir - gemeinsam mit mehr als einer Milliarde Mitchristen - doch nur eines im Sinn, im Herzen und auf der Zunge: die Geburt dieses einzigartigen Sohnes Gottes. Dass nun das Ende seiner Erdenzeit besprochen wird, vermag uns zumindest eines zu sagen: wie kurz sein Menschenleben währte - wie ein Wimpernschlag verging die Zeit zwischen seiner Ankunft in Bethlehems Stall und seiner Hinrichtung auf 'Golgatha'!

Dies, meine lieben Brüder und Schwestern, ist aller Welten Lauf: Was angefangen ist, kommt immer zu einem Ende, Und wenn es kein angenehmes Ende ist, richtete Gott doch noch zum Guten - ebenfalls immer!

Die gewöhnliche Euphorie der Weihnachtszeit, die Seiten eines Puderzuckergehabes, welche sich malerisch und romantisch darstellen, lenkt von der wahren Bedeutung des Menschseins Christi ab. Dabei zog Christus dieses Menschenkleid nur deshalb an, um unsere Erlösung von der schweren Sünde einer unfassbaren Treulosigkeit zu erreichen. Um Tod und Leben geht es dabei und wir als Christen haben dies verstanden. Erst das vollbrachte Leben Jesu bietet auch uns die Glaubensmission an: ihm nachzufolgen und sein Werk fortzusetzen, in Art und Umfang, dem wir gewachsen sind. Dazu aber ist es wichtig, diesen Jesus von Nazareth - und damit seine Leistung am Ende seiner irdischen Existenz, zu begreifen.

Also haben wir guten Grund, in das damalige Prozessieren, Aburteilen und Vollstrecken des gottgesandten Erlösers einzutauchen! Exakt damit sensibilisieren wir uns für die Bedeutung der Menschwerdung Jesu Christi. Damit stünden wir heute richtig positioniert zu beidem: Geburt und Sterben des Menschensohnes!

Fahren wir also, liebe Gemeinde, über zweitausend Jahre zurück und nehmen wir für eine Weile an einer Stimmung teil, wie sie dem jüdischen Volke damals eigen war.

Es wäre die alljährlich übliche Vorfeiertagsstimmung im Volke Israels und in der Stadt gewesen, nämlich sich freudvoll auf das kommende Passah-Fest, das Fest der ungesäuerten Brote - von uns Osterfest genannt, vorzubereiten. Dies geschah normalerweise in Ruhe und Würde. Doch diesmal war es vorbei mit dieser Ungetrübtheit, denn endlich war es den machthungrigen Volksführern und eifersüchtigen Pharisäern gelungen, diesen "Aufrührer”, der sie beim Volk soviel Stimmen gekostet hat mit seinen Worten und Taten, diesen Jesus aus einem kleinen Dorf Nazareth, festzusetzen und vor Pilatus zu schleppen.

Auch jener hatte sich auf eher ruhige Tage gefreut, denn das verwaltete Volk war ja mit seinen „Gebräuchen beschäftigt. Demnach war ihm die aufgedrängte Prozedur lästig und er hoffte die Verantwortung auf jene abwälzen zu können, die ihm das alles eingebrockt hatten. Sollten die doch machen was sie wollten. Dieser Mensch Jesus, der war ihm eigentlich völlig egal.

Nur fort mit dieser leidigen Angelegenheit. "Da habt ihr euren König!" rief ihnen Pilatus zu und vermeinte den Weg des geringsten Widerstandes gewählt zu haben.

Doch die Volkswut war entfacht, Hass vergiftete die Herzen der Volksgenossen Jesu und dies wurde geschürt durch die Worte der Hetzer, die unter dem gewaltigen Menschenauflauf üble Stimmung gegen den verhassten Prediger machten. Diese wollten sich nicht ihre Finger schmutzig machen, sollte dies doch die politische Obrigkeit übernehmen und diesen Aufrührer, der sich mit seinem großen Wissen um die Thora und Schwachstellen der Führer als sehr gefährlich und unangenehm erwiesen hatte, übernehmen und ihn richten! Dann, so hofften sie, könne wieder alles in den Bahnen alter und eingefahrener Traditionen verlaufen und es müsse eben nicht über Güte, Vergebung, Nächstenliebe nachgedacht werden; und auch das Gottesbild wäre wieder in nützlichem Sinne zurechtgerückt, war doch Gott zum Fürchten und nicht wie dieser Jesus behauptet, ein Gott der Liebe. Weg musste er, damit die Kinder Israels wieder in vertrauter Spur gehalten werden konnten... "Hinweg mit ihm! Hinweg mit ihm!" schrien sie denn hysterisch und forderten gleich die für sie einzig denkbare Lösung: "Schlagt ihn ans Kreuz!"

Pilatus mag irritiert gewesen sein, denn dieser Beklagte war doch ein Mann dieses Volkes, und König soll er in deren Augen sein, oder? "Also euren König soll ich kreuzigen?" - entgegnete Pilatus. Die Antwort war eindeutig, und sie war listig, denn sie täuschte eine Kaisertreue vor, die sie schon deshalb nicht empfanden, weil doch Rom die Vielgötterei anpries und Gotteslästerei zwischen ihnen und den römischen Machthabern stand. Und doch verstiegen sie sich zu der Aussage: "Wir haben keinen König. Nur den Kaiser erkennen wir an." Ein Mensch, der derart vehement abgelehnt wird, ist nicht zu halten und die erklärte Nähe zum Kaiser gilt es zu sichern, mag der Statthalter überlegt haben und er lieferte ihnen Jesus zur Kreuzigung aus.

Der Hass hatte sein Ziel erreicht und das Kreuz lag parat! Mit dem Holz legten sie Jesus Christus die eigene Schuldenlast auf die Schultern und er, der Gottessohn, nahm an und wurde zum Opferlamm.

All das brodelnde Geschehen um Jesus herum, konnte seine Liebe und Fürsorge nicht ersticken. "Weib, das ist jetzt dein Sohn!" und "Sohn, das ist jetzt deine Mutter!", wünschte er sich von seinem geliebten und jüngsten Jünger und wußte damit ihn und seine Mutter versorgt und mit Beistand versehen.

Jeder Schritt, den der gepeinigte Gottessohn zur Richtstätte tat, erfüllte einen Teil seines selbstlosen Erlösungswerkes. Niederheit und Unheil erschwerten diesen letzten Gang nicht nur auf sichtbare Weise! Lapidar lesen wir heute: "Dort kreuzigten sie ihn" und können erahnen, welche Erlösung die Hinrichtung für diesen geschundenen Menschen gewesen sein muß.

Als Jesus verstarb, war der irdische Schlußpunkt eines unverzichtbaren Erlösungswerkes, aus dem wir und alle Menschen die wahre Freiheit beziehen, für den Königsgeist gekommen. Was nun wartete, war die Abrechnung mit Luzifer, dem Höllenfürsten, der schnell und mit Kampf in Erfahrung zu bringen war, dass er mit Jesus Christus eben nicht die Wahrheit und Freiheit zum Sterben gebracht hatte!

Ob ihm bereits mit des sterbenden Jesu Wortsiegel: "Es ist vollbracht!" der eiskalte Schrecken und die siedendheiße Erkenntnis ob seiner Niederlage durch die verruchte Mißgestalt gefahren ist?

Wir alle, liebe Glaubensgeschwister, sind lebendige Zeugen der Niederlage des Bösen, denn Christus Jesus hat unserem freien Willen Bahn bereitet, den Machtbereich Luzifers, und damit die Sündhaftigkeit, zu verlassen. Und in diesem Bewußtsein finden für uns die Bedeutungen sowohl der Geburt, als auch des Sterbens Jesu des Messias, ihre Einigkeit.

Zwei andere wurden zu Seiten Jesu noch gekreuzigt. Welcher von beiden bist du, Bruder, oder du, Schwester? Bist du der Eine, welcher sich reumütig zum Erlöser und König bekennt? Gehst du mit Christus ins Licht? Oder bist du der Andere, welcher sich nicht zu einem Bekenntnis entschließt? Suche und finde die Antworten in deinem Leben, in deiner Lebensführung, deinen Interessen, Neigungen und Begierden. Prüfe dich, an welcher Seite Jesu du bist und hoffe, erwarte und vor allem bewirke, dass der Gottessohn auch dir eine schöne Gemeinsamkeit nach deinem irdischen Leben verheißen kann. "Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein" sprach der Herr.

Wir wollen Nachfolger des Bekennenden an der Seite Jesu sein. Wir wollen keinen Augenblick vergeuden, um endlich zu einem neuen Menschen, zu einem neuen Wesen zu werden. Dafür geben wir die unreine Art des alten Menschen drein und sind - wie mit der Taufe - neu geboren!

Weihnachten, das Fest zur Erinnerung an die Geburt Jesu: Geboren um zu sterben, sterben für das Leben!

Das feiern wir, meine lieben Mitchristen und dies schenkt uns unzählige Gründe ihm, dem König, Hohenpriester, Gekreuzigten, dem Erlöser und Auferstandenen, dem Sieger also, zu huldigen! Gott sei gepriesen dafür. Amen

Sohn, das ist jetzt /strongwurden zu Seiten Jesu noch gekreuzigt.

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