Röm. 12:1-5

"Ich ermahne euch, liebe Brüder, als Entgelt für das Erbarmen, das Gott euch erwiesen, euer irdisches Leben als ein lebendiges, gottgeweihtes und wohlgefälliges Opfer Gott darzubringen. Das wäre ein Gottesdienst, der auch eurem vernünftigen Denken entspricht.  Gestaltet eure Lebensführung nicht so, wie ihr sie bei der heutigen Menschheit seht, sondern ändert sie so um, wie es eurer Innern Gesinnung entspricht. Dann werdet ihr erkennen, was Gott von euch will; ihr werdet dann beurteilen könnnen, was ihr als gut und gottwohlgefällig anzusehen habt. Denn für einen jeden unter euch gilt die Mahnung, die ich euch auf Grund der mir verliehenen Gnadengabe erteile, nämlich, daß keiner höher von sich denken soll, als recht ist. Jeder soll in seiner Selbsteinschätzung bescheiden sein und nur das Maß der Glaubenserkenntnis für sich in Anspruch nehmen, was Gott ihm wirklich zugeteilt hat. Denn wie wir an einem Leibe viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder denselben Dienst verrichten, - so bilden wir Gläubige trotz unserer Vielheit einen einzigen geistigen Leib in Christus;"


Predigt:

Da spricht, liebe Gemeinde, ein Apostel zu uns, der sich auf die ihm von Gott verliehene Gnadengabe verweist: die Gabe der Erkennung und wohl auch die Gabe des Lehrens. Genaugenommen spricht er nicht nur zu uns, sondern er ermahnt uns, die wir seine Brüder und Schwestern sind.
Der Apostel spricht nicht zu irgendwelchen Menschen, denn denen könnte er wohl kaum aberwarten, ihr "irdisches Leben als ein lebendiges,  gottgeweihtes und  wohlgefälliges Opfer  Gott darzubringen".
Der Gottesdiener spricht zu uns, die wir uns Christen nennen, er spricht zu dir, wenn, ja wenn du verstehst, dass das Opfer sein Leben Gott zu weihen, in Wahrheit ein Geschenk an dich selbst ist! Denn, so frage ich liebe Gemeinde, was könnte lohnender sein und was könnte vor den Augen Gottes wertvoller erscheinen, als sich Ihm, dem Höchsten und wahrhaftigen Gott, zu schenken?!
Dabei, ich erinnere, schulden wir dem Vater im Himmel diese Entscheidung, die doch auch dem vernünftigen Denken entspricht. Ist es doch eine zwar oft übergangene, doch stets gültige Wahrheit, dass Gott der Herr nichts verschenkt. Und was man schuldet, begleicht man. Unsere Lebensführung ist der Preis, den wir anbieten können: wir gestalten sie als Himmelsgänger, wenn ich uns so nennen darf, nicht so, wie es in der Welt üblich und der Welten Vorstellung ist; nein, wir richten uns nach unserer inneren - und vielleicht gar neuen Gesinnung. Wir bleiben  demnach echt in unserer  Lebensgestaltung   und   dem treu,  was  Gott wohlgefällig ist.
Gott lässt sich auch nichts schenken! Er schenkt uns dafür eine gute Erkenntnisfähigkeit und diese sagt uns, was falsch und was richtig ist. Was da profitiert, liebe Pfarrgemeinde, ist doch tatsächlich unser Gewissen.
Wer nun sein Gewissen nur dazu verwendet,  sich Gedanken und Urteile über den Nächsten zu bilden, der verschwendet diesen 'inneren Unterscheider', wie ich ihn nennen möchte; denn bevor wir an andere Erwartungen stellen und auf deren frommes oder unfrommes  Leben schauen,   ist   die   Selbsteinschätzung vonnöten!
Ihr wißt, meine Lieben, dass sich die meisten Menschen einfach überschätzen. Dies gilt leider auch in vielen Fällen für das Maß der Glaubenserkenntnis, das sich zugesprochen wird. "Ich", so tönen solche,"bin frommer und besser als du, als die oder der.." Damit stellt sich der Sünder über den Sünder. Oder wer möchte behaupten, kein Sünder zu sein?  Aber: Ist denn Gott daran schuld, wenn man dieses oder jenes nicht begreifen kann?, heißt es doch, dass Gott "das Maß der Glaubenserkenntnis" zuteilt!
Nein,  was sich uns  da  mitteilt  ist nur Gerechtigkeit und Ausgleich. Denn wir bestimmen über das Maß unserer Zuwendung hin zum Höchsten, über das Maß der Mitmenschlichkeit, über das Maß unserer Opferbereitschaft und über den täglichen Versuch, es Gott mit dem geschenkten neuen Tag recht zu machen, wie viel Wahrheit wir begreifen dürfen, wie tief wir in die Geheimnisse des Geistes eintauchen dürfen. Bitte denkt  daran, woran  ich schon erinnern durfte: Gott verschenkt nichts!, aber wir können uns alles, was Er für uns vorgesehen hat, verdienen!
Nicht  jeder ist  gleich; entsprechend hat  nicht jeder  den gleichen Platz, nicht jeder das gleiche Rüstzeug. Also sind wir unterschiedlich bewertet?, nicht  alle gleich wert, nicht gleichwertig?
Ja und nein. Denn die Gleichheit des Geschöpfes in seinem Ansehen vor Gott und in der gerechten Zuteilung Seiner Liebe und Aufmerksamkeit,  ergibt sich aus der Zugehörigkeit zum Leibe Christi! Wir sind alle Glieder  desselben,  geistigen Leibes und dies können wir mit unserem Körper vergleichen: auch da gibt es verschiedene Glieder, verschiedene Organe - und doch ist ein Teil so wichtig wie der andere  - jeder auf seine Weise und jeder ist nur dann wichtig in seiner Funktionalität, wenn das Verhältnis zueinander gesund ist.
Seien wir also gesunde Glieder dieser geistigen Kirche Christi und beweisen wir unsere Gesundheit und Tauglichkeit durch das, was das Haupt dieser Gemeinschaftlichkeit auszeichnet: Liebe , wie sie Jesus Christus schenkt.
Gelobt sei Jesus Christus.

Additional information