"Nehmet euch dessen an, der im Glauben noch schwach ist, ohne euch mit ihm in Streitfragen einzulassen. Der eine hat die feste Überzeugung, jede Art von Speise genießen zu dürfen, während der im Glauben noch Schwache nur Pflanzenkost für erlaubt hält. Wer jede Art von Speisen mit ruhigem Gewissen zu sich nimmt, schaue nicht mit mitleidigem Lächeln auf den, der das nicht kann. Und wer nicht alle Speisen für erlaubt hält, der sitze nicht über den zu Gericht, der jede Speise als erlaubt betrachtet; denn letzern hat Gott sich bereits zum Diener erwählt. Wie kommst du also dazu, dich zum Richter über den Diener eines andern zu machen? Wenn ein Diener steht oder fällt, so geht das nur seinen Herrn etwas an. Aber er wird schon feststehn; denn sein Herr ist stark genug, ihn aufrecht zu halten. So glauben auch manche, ein Tag sei höher als der andere, während hinwiederum andere alle Tage als gleich ansehen. Jeder möge in solchen Dingen nach seiner eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen. Wer einen tag vor dem andern bevorzugt, tut es dem Herrn zulieb; und wer alle Tage gleichstellt, tut es ebenfalls dem Herrn zulieb. Wer keinen Unterschied unter den Speisen macht, tut es aus Liebe zum Herrn, weil er ja Gott dabei ein Dangebet spricht. Und wer einen Unterschied dabei macht, tut es auch aus Liebe zum Herrn; denn auch er spricht bei seinem Essen Gott ein Dankgebet. Keiner von uns lebt und keiner von uns stirbt um seiner selbst willen; leben wir, so ist unser Leben der Sache des Herrn gewidmet; sterben wir, so dient unser Tod ebenfalls der Sache des Herrn."



Liebe Christen,

Christenmenschen sollen nicht miteinander streiten.

Zur Besprechung dieses Römerbriefes, klammern wir mal alle weltlichen Zwiste aus und beschränken uns auf eventuelle Uneinigkeiten in Glaubensfragen, was Paulus kritisiert.

Zu einem Zwist kann es schnell kommen. Wer lässt sich schon gerne als jemand hinstellen, dessen Glaube schwächer als der des Kritikers ist?! Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen von Lebensführung und -Gestaltung. Wer aber meint, seine Art und Weise zu leben wäre gottgefälliger als die anderer, stellt sich bereits über andere, was eben nicht gottgefällig ist!

Gott ist es, der zu beurteilen weiß, was an und mit uns gut und Ihm wohlgefällig ist. Nur Er ist wie kein anderer in der Lage, sogar die tiefsten Schichten menschlichen Seins zu durchschauen. Er weiß, woran der Mensch seine Überzeugungen hängt und wer sich über andere stellt und wer nicht.

Keiner von uns. sollte ein Urteil abgeben über die geistige Reife, die Religiosität oder Wahrheitserkennung irgendeines Mitmenschen. Denken wir bitte daran: Wer sich erhöht, wird erniedrigt werden... Wenn wir uns darin einig sind, finden wir uns im Verständnis zu des Apostels Ausführungen.

Wenn ich mich vielleicht sogar hart mit Gegenmeinungen und anderen Überzeugungen, als ich sie habe, konfrontiert sehe, sollte ich zuerst meine Haltung auf den Prüfstand stellen! Oder hast du, lieber Mensch, noch nie geirrt? Manche irren sich zu Lebensfragen und Verhaltensweisen ein Leben lang.

Paulus spricht vom Glauben. Hat jemand einen schwachen Glauben - sofern ich das beurteilen kann, dann nehme ich mich seiner im Gebet an. Denn Gotl^ann öffnen, wozu der Mensch und kein Argument in der Lage sind. Und ich habe dann erstrecht die Pflicht, mich vorbildhaft und friedlich zu verhal ten.

Es wird immer Menschen geben, die meinen,im Glauben fortgeschrittener als andere zu sein und sich deshalb für besser halten. Es gibt dazu Reizthemen, die zu Diskussionen und solchem Fehlverhalten geradezu verführen! Es ist, als hätte der Gottesdiener Paulus seine Lupe auf die Jetztzeit, auf unsere Gegenwart gesetzt. - Er spricht den Vegetarismus an Veganertum nicht ausgeschlossen! Er erklärt jene, die nur Pflanzenkost für erlaubt halten, für "im Glauben schwache" Menschen. Ob es nun gefällt oder nicht, doch es kommt nun einmal nicht auf das an, was in den Mund hineingeht, sondern auf das, was mittels unserer Zunge herauskommt!

Garantiert denn Pflanzenkost ein frommeres Reden? Ist es verkehrt zu sagen: Wer Angst hat vor Fleischkonsum, dem mangelt es an Gottvertrauen?! Einige mögen antworten, es seien nicht Ängste, die sie plagen, sondern Rücksicht oder ein anderes Gesundheitsbewußtsein. Das, liebe Mitchristen, haben wir zu respektieren; aber auch:

Wer ruhigen Gewissens und in fester Überzeugung nichts Unrechtes zu tun, jede Art von Speisen für erlaubt hält, der tut dies womöglich in Dankbarkeit und dem Bewußtsein, dass unser Schöpfer uns die Erde Untertan gemacht und wir uns aus der Pflanzen- und Tierwelt zum Selbsterhalt

bedienen dürfen.

Nehmen wir doch einfach staunend zur Kenntnis, dass Pflanzen und Tiere beseelt sind, weil sie leben! Auch die Pflanzen, sei an dieser Stelle betont...

Ich kenne einige, wie du vielleicht auch, die sich vegetarisch ernähren um keine Tiere töten zu müssen. Nun, der hebräische Originaltext der 10 Gebote spricht im 6.Gebot nicht vom Töten, sondern vom Morden! Das, meine Lieben, ist ein gewaltiger Unterschied!

Der Jagdlust zu frönen, um sich Trophäen an die Wand hängen zu können, das ist bestimmt nicht, was sich der Herr mit seinem Auftrag an die Menschheit, die Hege und Pflege seiner Erde zu übernehmen, vorgestellt hat. Das i st Mord!

Sich zum Selbsterhalt aus Gottes großen Garten zu ernähren und sich dabei respektvoll der Pflanzen und Tiere zu bedienen, ist Sinn der großen Nahrungskette - für den, der es so mag wohl gemerkt! Deshalb ist töten nicht gleich morden.

Verstehen, Dankbarkeit und Vertrauen stimmen den Herrn gnädig und so erwählt Er sich aus deren Reihen Seine Diener!

Wer jedoch anderer Gesinnung ist, der möge seiner festen Überzeugung gemäß verhalten und sich nicht zur Instanz über andere aufspielen. Gott der Herr braucht keine Zuträger und Assistenten, wenn es um verschiedene Ansichten geht, ich denke, darauf können wir uns einigen.

Bei all dem, was uns also in den Zwist und die Oberhebung verstricken könnte, bei allem, was der einzelne für hoch und heilig hält, gibt es nur einen einzigen richtigen Weg, der von allen zu beschreiten ist: den Weg der Liebe zu Gott!

Nichts sollte und darf diese Liebe schmälern, oder davon ablenken sie zu mehren: keine Tradition, kein Ritual, keine Lehre, keine Lebensphilosophie, nichts!

Wenn Jesus darauf verweist, dass der Sabbat für den Menschen gemacht ist und nicht umgekehrt - obwohl dies und Jesu gemäß, doch der Tag des Herrn ist, dann sollte auch nichts anderes, schon garnicht eine menschliche Ernährungsfrage oder die Wertigkeit irgendeines Tages, wichtiger als die Liebe zum Herrn genommen werden! Dann, und dies können wir doch alle verspüren, sind Rechthaberei und mißverstandene Lehren verfehlt und unreif.

Deshalb, liebe Christen: auf die innere Überzeugung kommt es an, dies aber in Friedlichkeit und Achtung dessen, was des Nächsten Überzeugung i st.

Einigkeit im Christsein ist nicht nur nötig, sondern möglich! Möglich dann, wenn sich alle Christenmenschen auf die große, innige Dankbarkeit zu Gott besinnen und zwar dafür, Seine Liebe immer und in allem zu erfahren. Demut mag die Tugend heißen, derer wir uns - bei allen Verschiedenheiten - befleißigen.

Wer sich selbst zu wichtig nimmt, sein Glaubensleben über das anderer in der Wertigkeit setzt, wer sich innerlich und äußerlich nicht vor Unfriedlichkeit bewahrt, macht sich zu einem stumpfen Schwert, denn solch Mensch reibt sich an Höherem.

Es ist eben nicht die Selbstverwirklichung, die der Sache des Herrn dient und selig macht. Dann dienen wir ja uns selbst! Es ist die Einfindung in den geistigen Leib Christi, unseres Herrn, Glieder seiner zu sein, was uns weiter führt und geeignet ist, Gott die Ehre zu geben. Dafür sind uns Leben und Tod, und wieder das künftige Leben im Geiste zugewiesen. Dafür! Sammeln wir uns als Schafe im edlen Bestreben, lassen wir uns auf Christus ein und schließen wir dadurch gleichzeitig jeden Durchlass für kleinliche Streitfragen. Schaffen wir uns also Raum für die Liebe und stimme ein in das große, gemeinsame Halleluja - auch wenn jeder von uns seine eigene Tonart singen mag...

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