"Nehmet euch dessen an, der im Glauben noch schwach ist, ohne euch mit ihm in Streitfragen einzulassen. Der eine hat die feste Überzeugung, jede Art von Speisen genießen zu dürfen, während der im Glauben noch Schwache nur Pflanzenkost für erlaubt hält. Wer jede Art von Speisen mit ruhigem Gewissen zu sich nimmt, schaue nicht mit mitleidigem Lächeln auf den, der das nicht kann. Und wer nicht alle Speisen für erlaubt hält, der sitze nicht über den zu Gericht, der jede Speise als erlaubt betrachtet; den letztern hat Gott sich bereits zum Diener erwählt. Wie kommst du also dazu, dich zum Richter über den Diener eines andern zu machen? Wenn ein Diener steht oder fällt, so geht das nur seinen Herrn etwas an. Aber er wird schon feststehn; denn sein Herr ist stark genug, ihn aufrecht zu halten. So glauben auch manche, ein Tag sei höber als der andere, während wiederum andere alle Tage als gleich ansehen. Jeder möge in solchen Dingen nach seiner eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen. Wer einen Tag vor den andern bevorzugt, tut es dem Herrn zulieb; und wer alle Tage gleichstellt, tut es ebenfalls dem Herrn zulieb. Wer keinen Unterschied unter den Speisen macht, tut es aus Liebe zum Herrn, weil er ja Gott dabei ein Dankgebet spricht. Und wer einen Unterschied dabei macht, tut es ja auch aus Liebe zum Herrn; denn auch er spricht bei seinem Essen Gott ein Dankgebet."

 


 

Liebe Glaubensgemeinde,

wir leben in einer Zeit der Kontroversen!

Gewiß, in religiösen Betrachtungen gibt es seit je her recht unterschiedliche Meinungen. Was feststellbar ist, sind verharrschte Positionen, diskutable Glaubensgrundsätze, Streitlust, bis hin zum Fanatismus! Das war so, das ist so und das nimmt zu.

Für mich ist eine der bedeutsamsten Aussagen des heute besprochenen Bibelwortes die, sich nicht in Streitfragen einzulassen!

Hat unser Meister, Jesus, je gestritten, wenn es um Glaubensfragen ging? Nein. Besonnen und geduldig erklärte er seine Sicht der Dinge. Die Vermittlung von

Wahrheit unterstützte er durch Gleichnisse; womit er die Sprache des Volkes nutzte, ohne jemand zu verletzen oder auf dessen Meinung herabzuschauen. Er holte im Verständnis den Einzelnen da ab, wo der stand!

Nur mit den Pharisäern und Gelehrten, die sich doch selbst als Lehrer und Wissende begriffen, ging er kritisch und in aller Deutlichkeit um. Denn diese gaben ja vor, das Rechte zu tun, hatten das Vertrauen des Volkes und bestanden selbstgerecht und eitel darauf, in ihren Betrachtungen und Aussagen recht zu haben. In Wahrheit aber lebten die meisten von dieser Kaste nach ihrem persönlichen Geschmack und maßten sich an, Mahner des allmächtigen Gottes zu sein! Dass Gott der Herr sie ermahnte und belehrte - und zwar über Seinen Sohn Jesus Christus, erkannten sie nicht.

Seien wir ehrlich, Brüder und Schwestern - ist es nicht so, dass auch wir in manchem und von manchen in unseren Anschauungen berichtigt werden und Belehrungen durchaus angebracht sein können, wir jedoch zu vielleicht sogar hitzigen Diskussionen neigen, unbedingt recht behalten wollen und meinen, es nicht nötig zu haben hinzuzulernen?

Schließen wir nicht dadurch unsere Augen und Ohren und erklären uns für lernresistent? Das, liebe Geschwister, kann schnell in die Stagnation führen!

Es gibt Diskussionsthemen und es gibt darüber hinaus "Frontthemen", wie ich sie nenne. Bei letzteren verstehen wir keinen Spaß, meinen partout den anderen von unserem Meinungsbild überzeugen zu müssen. Und wenn der Andere nicht mitzieht oder nachgibt, dann wird gegrantelt oder sich distanziert.

Der Genuß von Speisen ist so ein "Frontthema". Wenn gefragt wird, wessen Haltung denn nun fortgeschrittener ist: die in der festen Überzeugung "jede Art von Speise genießen zu dürfen" oder jene, dass man "nur Pflanzenkost für erlaubt hält", dann möchte man fast geneigt sein die Vegetarier, vielleicht sogar die Veganer für "die Besseren" zu halten!

Paulus geht da recht streng mit diesbezüglichen Intoleranzen, mit Überheblichkeit

und festgefahrenen Einstellungen um.

Wer es noch nicht verstanden hat, dem sei es nochmals eindeutig unterbreitet: Es ist keinesfalls die Ernährung, die den Heiligenschein, den sich manche aufsetzen, heller scheinen lässt. Unser Glaube, die Innigkeit der Gottes- und Nächstenliebe lassen uns leuchten und bezeugen unseren geistigen Fortschritt; Und: wir werden an unserer Überzeugung gemessen und wir gewinnen nichts, Mitmenschen unsere Lebenseinstellung und Gewohnheiten aufhalsen zu wollen.

Nur was wir gegen unsere Überzeugung tun und vertreten, schadet uns, denn es ist unaufrichtig.

Keiner ist des anderen Gewissen, keiner!

Jeder handle nach seiner Erkenntnis und folge seiner eigenen, inneren Stimme. Was kann falsch daran sein, sich all dessen, was Gott der Schöpfer uns zur Verfügung stellt, zu bedienen? Gemeint ist die Flora und Fauna, in der die gesamtheitlich die Nahrungskette enthalten ist?!

Das Angebot der gesamten Schöpfung - soweit sie uns bekömmlich ist, steht uns dienend zur Verfügung, was unseren Dank an Gott erfordert. Dies haben wir ohne Vorbehalte zu achten und nichts davon darf aus niederen Beweggründen gestört oder verletzt werden.

Jesus aß Lamm, Jesus aß Fisch und ebenso die Früchte des Gartens Ich glaube kaum, dass er mit mitleidigem Lachein auf den herunterschaute, der ihm nicht gleichhandelte. Über den, der alle Speisen mit Dank und Zufriedenheit zu sich nimmt, "der jede Speise als erlaubt betrachtet", über den sollte man deshalb nicht zu Gericht sitzen.

Liebe Geschwister, die zusätzliche Bemerkung, daß unser aller Gott sich diesen, "den letzteren bereits zum Diener erwählt hat"! Gott sucht sich Seine Diener und Dienerinnen nach Eigenschaften aus, auf die Er bauen kann - darüber sollten wir uns einig sein.

Es ist der im Glauben feste, auf den gesetzt werden kann. Solcher selektiert nicht die Würdigkeit nach Äußerlichkeiten, weil die Geistreifung von der Glaubensqualität, von Tugenden und dem Bemühen der Reinigung abhängt, und nicht von Gurke oder Wurst!

Dennoch - ich betone es noch einmal - ist jeder in seiner Entscheidung zu respektieren, anzunehmen wie er ist. In der Bewertung der Schwachpunkte des anderen, übersehen wir leicht die eigenen. Das ist die Gefahr und führt zur Selbstüberschätzung. Wir wollen uns nicht zu Richter aufschwingen, sondern Gott bitten, uns stets das Rechte erkennen zu lassen. Das kann mit Änderungen verbunden sein, zu denen wir dann mutig stehen sollten.

Gott der Herr sieht in dich hinein. Er erkennt deine Demut ebenso, wie deinen Übermut, deine Mängel und Fehleinschätzungen ebenso wie dein gutes, einsichtiges Bemühen und all das, was Er dir lohnen kann.

Konzentrieren wir uns also auf die Ehrung des Herrn und den Dank an Ihn; den Dank für das, was wir empfangen und angenommen haben. Wenn wir alle dieses gemeinsam wollen und tun, egalisieren sich die Unterschiede, und wie aus einem Munde strömt Einigkeit zum Herrn.

Nichts lohnt mehr, als die Liebe in uns zu verstärken und zu leben. Daraus entwickelt sich alles in gesegnetem Sinne fort.

Gelobt sei Gott in der Höhe.

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