Röm. 9:15-18 

"Hatte er (Gott) doch schon zu Mose gesagt: "Ich werde gnädig sein wem ich will, und ich werde Erbarmen erweisen, wem ich will." Das alles hängt also nicht von dem bloßen Wunsch und dem äußern Streben dessen ab, der zu etwas bestimmt werden soll, sondern allein von dem Erbarmen Gottes. Das bestätigt auch die Schrift an der Stelle, wo sie mit Bezug auf Pharao sagt: "Gerade dazu habe ich dich aus der Tiefe heraufgeführt, um an dir meine Allmacht zu zeigen und meinen Namen auf der ganzen Erde bekannt zu machen. " Also Gott ist gnädig, wem er die Gnade erweisen will, und wenn er in seiner Verstocktheit belassen will, den lässt er darin."

 


Predigt:

Gott, meine liebe Pfarrgemeinde, ist und bleibt der selbe, alle Zeit!
Gott ist demnach weder launisch, noch unberechenbar, noch wankelmütig. Er bleibt in Eigenschaften zuverlässig, die wir kennen: liebend, stärkend, gerecht. Gott ist zu allen gerecht, ohne Ansehen  der Person! Wem Er Gnade und Erbarmen erweist, das bestimmt freilich Er.
Kann der Mensch, können wir etwas tun,    um Seine Gnade und Sein Erbarmen zu erhalten?, denn wer möchte nicht in der Gnade Gottes stehen und wer benötigte nicht Sein Erbarmen?
Ja, wir können etwas tun. Es bedürfen der Gnade und des Erbarmens - also Barmherzigkeit, die Bedürftigkeit, die Notwendigkeit - doch ich denke, meine Lieben, dass ein jeder von uns ständig in dieser Bedürftigkeit lebt. Hart gesagt, hat man doch schnell etwas angestellt, was dringend sogar der gnädigen Zuwendung Gottes bedarf. Immer wieder und lange Zeit, wurde Gott als ein vergeltender, ein strafender, also gewissermaßen als ein rachsüchtiger Gott hingestellt und die Menschen duckten sich in einer Demutshaltung, die aber nichts mehr von einem liebenden, Gott vertrauenden Geschöpf erkennen ließ oder lässt. Wir, meine  Lieben, sollten  gelernt  haben in Gott den liebenden, zuwendenden, tröstenden und auch vergebenden Geist zu sehen.
Anspruch hingegen hat allerdings keiner von uns auf Minderung einer Wirkung, die wir provoziert haben; auch nicht Anspruch auf Milde, die wir uns nur erhoffen und erbeten, aber auch verdienen können!
Tust du was Gott will, dann tut Gott was d u willst. Also stimmt der Sünder den Höchsten dadurch mild, dass er Ihm seine Einsicht und Reue glaubhaft macht und zum Beweis seinen guten Gesinnungswandel anderen zu erkennen gibt. Hinzugehen und nicht mehr zu sündigen, das war die Forderung Jesu an jene, die er geheilt und denen er vergeben hatte.
Was wir heute gehört haben klärt auf,  dass es nicht von unseren Erwartungen, nicht  von unseren Wünschen und  schon gar nicht  von unseren Forderungen abhängt, was Gott uns zukommen lässt. Unser Begehren mag ja verständlich sein und unser Streben ehrenhaft. Und doch ist es das Erbarmen Gottes, was uns gibt oder zuweist.   "Herr,  ganz wie Du willst  - Dein Wille geschehe" ist dann immer die richtige Antwort.
Jeden von uns hat Gott aus der Tiefe herausgeführt und der Weg, der Weg ist Jesus Christus. Damit hat Gott wahrlich seine Allmacht bewiesen und wir - du und ich - sind geradezu aufgefordert mitzuhelfen, Seinen "Namen auf der ganzen Erde bekannt zu machen." 'Aber alle wissen doch von Gott. Aber alle kennen doch Gott' wirst du vielleicht denken. Ja und nein. Bis auf diejenigen, die Gott absolut verleugnen und damit sich selbst in Frage stellen, weiss tatsächlich ein jeder von Gott. Von meinem Gott, von deinem Gott, von welchem Gott?
Ist mein und dein Gottesbild das selbe? Stimmt das, was wir sehen und wie wir Ihn sehen überein?, ist es identisch? 'Aber ja' werdet ihr vielleicht denken. Doch ist es nicht so, liebe Gemeinde, dass dieser oder jener - je nach Situation -  dazu neigt, sich seinen eigenen Herrgott zu bilden? Gehöre ich vielleicht sogar zu diesen "Herrgott- Schnitzern", um es einmal blumig zu sagen?..."Herr Pfarrer, Gott wird mich schon verstehen" höre ich immer wieder, wenn ich wieder einmal einem Menschen ins Gewissen reden und einen eher unbequemen Rat geben muß. Doch wenn der Rat, wenn die Besorgnis, wenn die Bedenken völlig einig gehen mit der Lehre unseres Herrn Jesus, wenn ich als Gottesdiener auf Ehr und Gewissen  sicher sein kann, das Richtige empfohlen zu haben, dann, so verstehe ich auch meine gnädige Führung, dann wird Gott des Hirten Rat unterstützen und es bleibt dir ein Wunschdenken, Gott würde deine verqueren oder irrigen Ansichten segnen und damit als haltbar bestätigen.
Vorsicht also, dass Gott dich nicht in deiner Verstocktheit belassen will. Denn wer könnte Ihm dies verwehren? Es ist also nur klug, keinen Anlass zu liefern, als uneinsichtig, lernunfähig oder selbsttäuschend eingestuft werden zu müssen.
Stellen wir uns also auf die sichere Seite, meine lieben Gemeindemitglieder und erkennen wir uns als welche, die stets der Gnade und des Erbarmens bedürfen. "Ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach", so kannst du sprechen, und weiter: "Aber sprich Du nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!"
Welche Demut, welches Vertrauen, welcher Glaube spricht aus diesen Worten und wenn du so sprichst, dann hast du wirklich erkannt, dass du aus der Tiefe herauf geführt worden bist, denn so spricht nur, wessen Geist erhellt, einsichtig und geläutert ist und wessen Geist sich wohl fühlt in der erkannten Gnade Gottes.

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