Röm. 1:26-32

"Deshalb gab Gott sie den schändlichen Leidenschaften preis. Das weibliche Geschlecht unter ihnen huldigte dem widernatürlichen Geschlechtsverkehr, anstatt dem natürlichen. Das Gleiche taten die Männer. Sie gaben den natürlichen Verkehr mit dem Weibe auf und entbrannten in wilder Begierde zueinander. Männer verübten mit Männern die werke der Schamlosigkeit und hatten die Strafe für ihre Verwirrung an ihrem eigenen Leibe zu tragen. In dem Maße, wie sie die Erkenntnis Gottes von sich wiesen, ließ Gott sie in eine ehrlose Gesinnung hineingeraten, so daß sie alle Schandtaten verübten. Sie wurden voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit jeglicher Art; voll Neid, Mordlust, Streitsucht, Arglist und Tücke. Sie wurden Ohrenbläser, Verleumder, Gottes Feinde,  gewalttätige und hoffärtige Menschen, Prahler, erfinderisch im Bösen, ungehorsam gegen die Eltern; sie wurden gewissenlos und treulos, waren ohne Liebe  und Erbarmen.  Sie hatten zwar die Rechtsordnung Gottes kennengelernt, wonach jene den geistigen Tod verdienen, die so etwas tun. Trotzdem verübten sie es nicht nur selbst, sondern zollten auch denen Beifall, die derartiges trieben."


Predigt:

Eine wahrlich heikle Lesung, liebe Glaubensgemeinde, die sich da uns stellt. Als Priester wurde ich schon des öfteren gefragt, ob denn die Betroffenen, die da, von denen hier die Rede ist, dies nicht gelesen, nicht verstanden hätten?!
"Ich weiß nicht", muß ich dann antworten; doch hören wir selbst auf alles, was uns an Gutem angeraten wurde und ist? Haben wir auch nicht diese eher unselige Gabe, wegzuhören, wenn gemahnt wird, wegzusehen, wenn uns Fehler aufgezeigt werden, zu ignorieren, was uns helfen könnte, zu leugnen, was wahr ist?
Stellen wir uns also bitte über keinen einzigen jener Brüder und Schwestern, die ihren schändlichen Leidenschaften preisgegeben sind.
Widernatürlichkeit ist immer ein Affront gegen Gottes Ordnung. Denn wäre die Widernatürlichkeit nicht kritikwürdig, brauchte es die Ordnung nicht! Wir befassen uns mit widernatürlichem Geschlechtsverkehr, was sicher besprechungswürdig ist, stehen doch die Zeichen der Zeit pro widernatürlichem Umgang der Geschlechter miteinander. Ist doch die Homosexualität unbedingt salonfähig geworden und manch einer getraut sich kaum, sich zu seiner normal-heterosexuellen Natur zu bekennen. Soweit sind wir schon gekommen. Sich zu outen ist fast ein Muß für Homophile. Und doch sollten wir einsehen, dass das Eingeständnis für sich, noch keine Sünde ist.  Eher ein Akt der Selbsterkennung, der Darstellung. Die Art und Weise allerdings, kann zu einer lasziven Zurschaustellung und Provokation werden. Solchem Auftritt gehört die Anerkennung klipp und klar verweigert.
Wir, meine Lieben, wir dürfen uns weder zu Klägern noch zu Richtern aufschwingen. Wenn wir uns im undurchsichtigen Knäuel innerster Gefühle in einem Irrgarten von Sehnsüchten und Unsicherheiten befänden, wären auch wir dankbar und froh über jedes Zugeständnis an Toleranz und saugten jedes noch so kleine Verständnis bedürftig in uns auf. 'Laufe in den Mokassins des anderen, wenn du ihn verstehen willst', rät ein indianisches Sprichwort.
Wie gesagt,  wer nicht betroffen ist von Widernatürlichkeit, wer nicht alleine gelassen wird in solchem Dilemma, möge zwar seine Meinung haben und seine Position mehr oder weniger nahe am Geschehen einnehmen, doch verurteilen sollte er nicht.
Gott regelt das, denn Gott alleine durchschaut jeden Menschen in gründlichster Weise und berücksichtigt alles, was dazu führte,  was damit zu tun hat, was damit getan wird. Nur Ihm steht zu, einen Ausgleich, zu dem wir Menschen oft fälschlich "Strafe" sagen, für Verfehlungen und Versündigungen zu sorgen. Er ist gerecht und Er wird nie mehr vom Verfehlenden erwarten, als dieser zu leisten fähig ist.
Da freilich interessiert es wohl kaum, ob der Sünder, der Verführte oder Verführer, Gottes Erwartungen zu erfüllen bereit ist!'Du kannst dich ändern, dann tu's' könnte Gott gesagt haben. Sprechen wir nicht auch zu unseren Kindern so, wenn sie störrisch sind und unsere Erwartungen abwehren? "Wenn du willst, dann kannst du es auch" pflegen wir gerne zu antworten. Und das ist richtig! Ich gehe einen Schritt weiter und antworte auf "ich kann nicht" mit "dann willst du nicht!"
Dieser sanfte Hinweis sei all denen gegeben, die sich in der Lesung wiederfinden. Tut es, sage ich, bevor ihr "die Strafe für eure Verirrung an euren Leibern zu tragen habt." Es ist hinlänglich bekannt, dass aus solchen Worten Krankheiten, Aids z.B., Geschlechtskrankheiten, abgeleitet  werden. Mag  sein, denn wenn sich die  Seele verramscht, berührt das die Ganzheit; denn Geist, Seele und Körper bilden nunmal eine Einheit, wo keines dieser Elemente sich ungestraft danebenbenehmen darf. Dies sollte man bedenken.
Keiner kann sich herausreden, keiner. Alle kennen die "Rechtsordnung Gottes", jeder kennt Seine Gebote, jeder vermag zu erfahren, was falsch und was richtig ist und nicht wenige der wankenden Mitmenschen, verfügen durchaus überfein funktionierendes Gewissen. Es mag nicht die Sünde sein, sich in diesem Prozess der Verirrung zu befinden; doch sich nicht zu bemühen den richtigen Weg aus diesem Labyrinth heraus zu finden, das formt die Schuldigkeit! Ebenso wie es keine Sünde ist krank zu sein, doch sich nicht gesunden zu wollen, gerät leicht zum Verstoß gegen Selbsterhaltung und Fürsorgepflicht für sich selbst. Dies gebe ich zu bedenken.
"Sünde gebiert Sünde", so steht's  geschrieben, so können wir es beobachten. Wer sich in die "ehrlose Gesinnung" hineinwurstelt, begibt sich in das Feuer und wen Sündenkräfte erst einmal in ihren Fängen haben, lassen sie so leicht nicht mehr los. "Sie wurden voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit jeglicher Art" vernehmen wir. Ein schlechtes Klima vergiftet die Seele. 'Drum prüfe wie du umgehst mit dem, was du fühlst, überlege was du tust und frage dich, wer der ist,mit dem du umgehst" möchte ich allen Leidenden  zurufen.  Ja, es sind Leidende, die  sich  da  mit den schrecklichen Folgen ihrer Handlungen herumzuplagen haben. Und wenn nicht im Diesseits, dann im Jenseits sagen die ganz Strengen; und keiner kann ihnen widersprechen!
Wenn dann von "Mordlust, Streitsucht, Arglist und Tücke" die Rede ist, dann wollen wir unwillkürlich an die erschütternden Ereignisse in München denken, wo Arglist und Tücke zu Streit und schließlich zu Mord führten. "Männer verübten mit Männern die Werke der Schamlosigkeit". Keiner kann es leugnen  - auch nicht die furchtbaren Folgen.
Es mutet beinahe seltsam an, wenn in solch hochbrisanten Vergehen, von "ungehorsam gegen die Eltern" gesprochen wird. Nanu, möchte man da sagen, ist das so schlimm, dass es im Zusammenhang mit all den hochgradigen Versündigungen und übelsten Eigenschaften genannt wird?
Wäre der Gehorsam, die Achtung des Kindes vor seinen Eltern, das Vertrauen an sie und die Folgsamkeit weniger wichtig, hätte Er kein Gebot daraus gemacht! Wann früher beginnt denn die Lieblosigkeit,    die   Aufsässigkeit,   die    Selbstüberschätzung   und Geheimnistuerei, wenn nicht als Kind? Denken wir doch bitte darüber nach, dass alles sein "Nest" hat, auch die Untugend, auch die Verfehlung, auch der Hochmut. Wenn schon Eltern nicht mehr ernst genommen werden  - und ich spreche von guten, von bemühten Eltern wohlgemerkt, dann vermögen sich recht früh Gewissenlosigkeit, Treulosigkeit, Lieblosigkeit und Erbarmungslosigkeit zu entwickeln.
Es droht dann der geistige Tod, von dem wir gehört haben.
Zum Schluß wird noch verraten, woran die Uneinsichtigsten, die schlechten Keime, welche das Verderben anderer auch noch fördern, zu erkennen sind: Sie verüben die Verfehlungen nicht nur selbst, "sondern zollen auch denen Beifall, die derartiges treiben."
Gott sei mit uns. Amen."

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